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Taubenmist, der die Stelle des Salzes vertreten musste, fünf Sesterzien kostete. 63 Bei diesem Stand der Dinge fürchtete der König sehr, es möchte sich jemand vom Hunger dazu verleiten lassen, die Stadt den Feinden zu verraten. Er besuchte daher täglich die Stadtmauern, revidierte die Wachen, ob sie nicht jemand bei sich verborgen hielten, und wandte die grösste Sorgfalt an, einen derartigen Gedanken oder dessen Ausführung im Keime zu ersticken. 64 Bei einem solchen Rundgang rief eines Tages ein Weib dem Könige zu: „Erbarme dich meiner, o Herr!“ Der König, der der Meinung war, das Weib begehre Speise von ihm, ward zornig, verwünschte sie im Namen Gottes und sagte, er habe weder Tennen noch Keltern, aus denen er ihr etwas spenden könne. 65 Sie aber entgegnete, sie begehre nichts dergleichen von ihm, sondern verlange nur, dass er den Streit schlichten solle, den sie mit einem anderen Weibe habe. Da nun der König ihr befahl, ihm die Sache vorzutragen, erklärte sie ihm, sie sei mit einem ihr benachbarten und befreundeten Weibe übereingekommen, weil sie die Hungersnot nicht mehr hätten ertragen können, ihre beiden Knäbchen zu schlachten und damit einige Tage ihr Leben zu fristen. 66 Sie selbst habe zuerst ihr Kind geschlachtet, das sie zusammen am Tage vorher gegessen hätten. Die andere aber wolle nun den Vertrag nicht halten und habe ihren Knaben versteckt. 67 Als der König das hörte, ergriff ihn heftiger Schmerz. Er zerriss sein Gewand, schrie laut auf und ergrimmte gewaltig über den Seher Elissaeus, den er umbringen lassen wollte, weil er Gott nicht um Abwehr der Drangsal gebeten habe. Sogleich schickte er auch jemand fort, der ihm den Kopf abschlagen sollte. 68 Der Mann beeilte sich, dem Befehl nachzukommen. Elissaeus aber wusste um des Königs Zorn, sass zu Hause bei seinen Schülern und teilte ihnen mit, Joram, eines Mörders Sohn, habe jemand geschickt, um ihn enthaupten zu lassen. 69 Sobald er nun käme, um den Befehl zu vollziehen, sollten sie die Thür versperren und

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/555&oldid=- (Version vom 23.9.2020)