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273 Über diese Prophezeiung entsetzte sich die Königin, und untröstlich über den bevorstehenden Tod ihres Sohnes stürzte sie hinweg und legte den Weg unter Jammern und Wehklagen zurück. Von unsäglichem Leid gequält, beschleunigte sie ihre Schritte, obgleich sie ihren Sohn so nur noch eher als Leiche sehen sollte; doch glaubte sie ihrem Gatten die Eile schuldig zu sein. Bei ihrer Ankunft fand sie ihren Sohn tot vor, wie der Seher ihr vorausgesagt hatte, und erzählte dem Könige alles.

(2.) 274 Jeroboam aber kümmerte sich nicht darum, sondern hielt eine grosse Aushebung ab, um ein Heer zusammenzubringen zum Kriege gegen Abias, den Sohn Roboams, der seinem Vater in der Regierung gefolgt war, und den er seiner Jugend wegen als Gegner nicht sonderlich anschlug. Abias aber geriet über die Nachricht von dem Anmarsch Jeroboams keineswegs in Schrecken, sondern zog mit einem für sein Alter ungewöhnlichen und dem Feinde unerwarteten Mut ein Heer aus den beiden Stämmen zusammen und rückte dem Jeroboam bis zu einem Orte, der Semaron heisst, entgegen. Hier schlug er in dessen Nähe ein Lager auf und rüstete sich zum Kampfe. 275 Er hatte vierhunderttausend Streiter, Jeroboams Heer dagegen war doppelt so gross. Als nun die Heere bereits in Schlachtordnung standen, bestieg Abias eine Anhöhe und gab mit der Hand ein Zeichen, Jeroboam und das Volk möchten ihn anhören. 276 Und da Stille eingetreten war, fing er also an zu reden: „Es ist euch wohl bekannt, dass Gott den David und seinen Nachkommen die Herrschaft für alle Zeiten verliehen hat. Deshalb wundere ich mich, dass ihr meinen Vater verlassen, euch seinem Knechte Jeroboam anschliessen konntet und jetzt mit ihm in den Krieg gezogen seid, um den anzugreifen, den Gott zum Herrscher erwählt hat, und ihm seinen Besitz zu entreissen. Den grössten Teil des Reiches hat ja Jeroboam inne, doch wird er sich dessen nicht lange mehr erfreuen. 277 Vielmehr wird Gott ihn für seine vielen Frevelthaten wie auch dafür bestrafen, dass er euch zu denselben verführt hat. Mein

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/515&oldid=- (Version vom 23.9.2020)