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wieder flehentlich an Gott, er möge ihnen Sieg und Rettung verleihen, konnten ihn aber nicht dazu bewegen. 256 Vielmehr verkündete ihnen der Prophet Samaeas, Gott wolle sich von ihnen wenden, wie sie sich auch von ihm und seinem Dienste abgewandt hätten. Als sie dies hörten, entsank ihnen der Mut, und hilflos wie sie waren, fingen sie an einzugestehen, dass Gott sie mit Recht verschmähe, weil sie gegen ihn gefrevelt und seine Gebote und Satzungen übertreten hätten. 257 Da nun Gott sie so zerknirscht und reumütig sah, verkündete er dem Seher, er werde sie nicht verderben, sie aber den Aegyptiern unterjochen, damit sie erprobten, ob es leichter sei, einem Menschen zu dienen, oder Gott. 258 Susak nahm also auch Jerusalem ohne Schwertstreich ein, weil Roboam ihm aus Furcht die Thore öffnete. Doch blieb er dem Vertrage nicht treu, sondern plünderte den Tempel, raubte die Schatzkammer Gottes wie des Königs aus, schleppte eine unermessliche Menge Gold und Silber mit sich und liess so gut wie nichts zurück. 259 Auch die goldenen grossen und kleinen Schilde, die Solomon hatte anfertigen lassen, nahm er mit, im gleichen die goldenen Köcher, die David dem Könige von Sophene genommen und Gott geweiht hatte. Darauf kehrte er nach Hause zurück. 260 Diesen Kriegszug erwähnt auch Herodot aus Halikarnassos, der sich nur im Namen irrt und erzählt, der König habe ausser vielen anderen Völkern auch das palaestinische Syrien unterjocht und zwar ohne Schwertstreich. 261 Er meint damit offenbar die Unterwerfung unseres Volkes durch den Aegyptier. Auch berichtet er, der König habe in dem Lande der also Unterjochten Säulen mit Darstellungen weiblicher Schamteile[1] zurückgelassen, und es sei unser König Roboam gewesen, der ihm ohne Kampf die Stadt übergeben habe. 262 Ferner sagt er, die Aethiopen hätten von den Aegyptiern die Beschneidung[2] gelernt; „denn auch

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/512&oldid=- (Version vom 23.9.2020)
  1. Als Zeichen der Feigheit (vergl. Herodot II, 102 und 106).
  2. Vergl. Herodot II, 104.