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er schliesslich in Thätlichkeiten ausgeartet, und der eine vom anderen getötet worden. 183 Hierauf bat sie ihn, er möge doch, da die Verwandten dem Mörder nach dem Leben trachteten, ihr die Stütze des Alters erhalten und zu seiner Rettung beitragen, indem er diejenigen einschüchtere, die ihm nachstellten. Denn diese würden sich durch nichts anderes als durch die Furcht vor ihm von ihrem Vorhaben abbringen lassen. 184 Als nun der König ihrer Bitte Gewährung zugesagt hatte, bedankte sie sich und fuhr dann fort: „Ich freue mich über deine Güte, mit der du dich meines Alters und meiner Verlassenheit erbarmt hast. Doch damit ich deinen leutseligen Versprechungen um so sicherer trauen kann, so nimm zunächst deinen eigenen Sohn wieder in Gnaden auf und lass ab von deinem Zorn gegen ihn. 185 Denn wie könnte ich wohl davon überzeugt sein, dass du mir wirklich gnädig sein willst, wenn dir dein eigener Sohn wegen der gleichen Übelthat noch verhasst ist? Es wäre ja auch unvernünftig gehandelt, wenn ein Sohn wider unseren Willen umgekommen ist, nun auch noch zu wünschen, dass der andere denselben Weg gehe.“ 186 Der König vermutete sogleich, dass Joab in seiner Liebe zu Abesalom das Weib angestiftet habe, und als er auf Befragen von dem Mütterchen vernahm, dass die Sache sich so verhielt, liess er den Joab zu sich rufen und sagte ihm, er habe seine Absicht erreicht und solle ihm den Abesalom wieder zuführen; denn er zürne ihm nicht mehr, sondern habe allen Unwillen gegen ihn fahren lassen. 187 Joab dankte darauf dem Könige, dessen Worte ihn mit Freude erfüllt hatten, eilte sogleich nach Gethsura und führte den Abesalom nach Jerusalem zurück.

(5.) 188 Als der König vernahm, sein Sohn sei im Anzuge, sandte er ihm einen Boten entgegen und liess ihm sein Haus einräumen; doch sei der König noch nicht so gegen ihn gesinnt, dass er seinen Anblick schon ertragen könne. Abesalom kam ihm daher seinem Befehl gemäss nicht vor die Augen, hielt sich vielmehr zu Hause

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/424&oldid=- (Version vom 23.9.2020)