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an die Römer aufzufordern, wurde aber von ihnen abgewiesen und für einen Verräter erklärt.

Nach der Zerstörung Jerusalems begab sich Josephus mit Titus nach Rom, wo er das römische Bürgerrecht, einen kaiserlichen Freitisch und grossen Landbesitz in Judaea erhielt. Als reicher Mann lebte er nunmehr seinen Studien, deren Ergebnisse in seinen Werken vorliegen.

Das Jahr seines Todes ist unbekannt; im Jahre 93 war er jedenfalls noch am Leben, doch scheint er die Regierungszeit des Trajanus (bis 117) nicht überlebt zu haben.

Was nun die Eigenschaften, und zwar zunächst die persönlichen, unseres Schriftstellers anlangt, so steht fest, dass er infolge seiner hohen Begabung einen hervorragenden Platz nicht nur unter den ersten Männern seines Volkes überhaupt, sondern auch unter den engherzigen und hartköpfigen Angehörigen seiner Sekte einnimmt, denen er an Elastizität des Geistes weit überlegen war. So war er nicht minder ein schriftgelehrter Pharisäer, als überhaupt einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, und in der orientalischen wie griechischen Literatur wohl bewandert.

Einige sittliche Schwächen kann man bei Josephus nicht wegleugnen. Zunächst war er bis zur Eitelkeit selbstbewusst, sodass er zum Beispiel am Schlusse seiner „Altertümer“ behauptet, ein Werk wie dieses habe weder ein anderer Jude noch ein Nichtjude in solcher Vollendung zustande zu bringen vermocht. Eine andere Schwäche ist seine egoistische Klugheit oder vielmehr Verschlagenheit, die ihn nicht nur von seinem Volke

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/4&oldid=- (Version vom 4.8.2020)