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frugen ihn nach dem Grunde seiner Ankunft. Er aber entgegnete, er sei gekommen, um Gott zu opfern. Nachdem er nun den Gottesdienst verrichtet hatte, lud er den Jesse mit seinen Söhnen zum Opfermahle ein, und da er den ältesten Sohn betrachtete, der gross und schön war, glaubte er aus seiner herrlichen Gestalt schliessen zu müssen, das sei der zukünftige König. 159 Doch täuschte er sich hierin; denn als er Gott fragte, ob er den Jüngling, den er bewundert und des Königtums wert gehalten habe, salben solle, antwortete Gott ihm, seine und der Menschen Urteile seien nicht dieselben. 160 „Du,“ sagte er, „siehst nur auf die herrliche Gestalt des Jünglings und hältst ihn deshalb für geeignet zur Königswürde. Ich aber verleihe diese Würde nicht als ein Geschenk für körperliche Schönheit, sondern für Vorzüge des Geistes, und ich verlange einen Mann, der mit Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Gehorsam und allen anderen Tugenden geschmückt ist, in welchen die Schönheit der Seele besteht.“ 161 Als Gott so geredet, hiess Samuel den Jesse seine Söhne herbeiführen. Dieser liess darauf fünf Söhne eintreten, die der Reihe nach (der älteste, Eliab, war schon da) hiessen: Aminadab, Samal, Nathanaël, Raël und Asam. 162 Als der Prophet sie sah und wahrnahm, dass sie an Gestalt dem ältesten Sohne nicht nachstanden, fragte er Gott, welchen von diesen er zum König erwählen solle. Und da er zur Antwort erhielt, keinen von ihnen, fragte er den Jesse, ob er noch mehr Söhne habe. 163 Dieser sagte, er habe noch einen mit Namen David, der ein Hirt sei und jetzt gerade die Herde weide. Da befahl der Prophet, ihn zu rufen, weil sie mit dem Mahle nicht beginnen dürften, bevor er zur Stelle sei. 164 Wie nun David kam, stellte er sich als einen blonden, schönen Jüngling mit lebhaftem Blicke dar. Dieser ist es, dachte Samuel bei sich, den Gott zum Könige bestimmt hat, setzte sich zu Tisch und zunächst neben sich den David, danach auch den Jesse und seine übrigen Söhne. 165 Hierauf nahm er vor den Augen Davids Öl, salbte ihn damit

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/347&oldid=- (Version vom 23.9.2020)