Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/309

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

musst aber das Gesetz nicht nur zur Hälfte erfüllen, sondern alles thun, was es vorschreibt. Dieses Weib nämlich ist die Witwe des Mallon, die du nach dem Gesetz heiraten musst, wenn du das Erbe antreten willst.“ 334 Jener aber überliess nun dem Boaz, der ja den Verstorbenen ebenfalls verwandt sei, Weib und Erbe, weil er selbst schon Frau und Kinder habe. 335 Boaz rief also die Ältesten zu Zeugen an und befahl dem Weibe, sie solle herantreten, dem anderen den Schuh ausziehen und ihm ins Angesicht speien. Nachdem das geschehen, nahm Boaz die Ruth zur Ehe, und nach Jahresfrist bekam er von ihr einen Sohn. 336 Diesen zog Naamis auf und nannte ihn auf den Rat der anderen Weiber Obed, weil sie ihn zur Pflege ihres Greisenalters grosszog; denn Obed heisst in hebraeischer Sprache „Diener.“ Von Obed stammte Jesse, der Vater Davids, der als König regierte und seinen Nachkommen bis ins einundzwanzigste Geschlecht die Herrschaft hinterliess. 337 Dies glaubte ich von Ruth erzählen zu müssen, um daran Gottes Allmacht zu zeigen, dem es leicht ist, auch niedrige Menschen zur höchsten Würde zu erheben, wie er das mit David that, der von unbedeutenden Ahnen abstammte.

Zehntes Kapitel.
Von der Geburt des Propheten Samuel, und wie er den Tod der Söhne Elis vorhersagte.

(1.) 338 Die Hebräer aber fingen bald, da ihre Verhältnisse sich wieder verschlechterten, einen Krieg mit den Palaestinern an, aus folgender Ursache. Der Hohepriester Eli hatte zwei Söhne, Ophnis und Phineës. 339 Diese waren ebenso gewaltthätig gegen die Menschen als pflichtvergessen gegen Gott und schreckten vor keiner Nichtswürdigkeit zurück. Einiges nahmen sie weg, weil sie es gewissermassen als Ehrengeschenk in Anspruch nahmen, anderes stahlen sie geradezu, und die Weiber, die der Gottesverehrung halber das Heiligtum besuchten, schändeten

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/309&oldid=- (Version vom 23.9.2020)