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weg. 147 Das Weib kehrte, schwer betrübt über die ihr widerfahrene Unbill, wieder nach der Herberge zurück; aber vor Schmerz und Scham wagte sie nicht, ihrem Manne unter die Augen zu treten, denn sie wusste, wie schwer er unter dem Geschehenen leiden würde. Plötzlich fiel sie zur Erde und gab ihren Geist auf. 148 Ihr Gatte aber dachte, sie sei nur in tiefen Schlaf gefallen, und wollte sie, da er nichts Schlimmes argwöhnte, aufwecken und sie trösten, weil er wusste, dass sie sich den schändlichen Menschen nicht freiwillig hingegeben habe, vielmehr von ihnen mit Gewalt entführt worden sei. 149 Als er aber merkte, dass sie tot sei, fasste er sich, soweit ihm dies die Entsetzlichkeit des Unglückes gestattete, lud sein totes Weib auf den Esel und nahm es mit sich nach Hause. Dort zerschnitt er sie in zwölf Stücke und schickte jedem Stamme eins davon zu, wobei er zu gleich die Ursache ihres Todes und die unerhörte Gewaltthat, die man an ihr verübt, mitteilen liess.

(9.) 150 Diese aber wurden durch den grässlichen Anblick der Körperteile und durch die Nachricht von der Schandthat gewaltig erschüttert, da sie dergleichen nie gehört hatten, und von gerechtem Zorn getrieben, kamen sie bei Silo vor der Hütte zusammen, wo sie sogleich zu den Waffen zu greifen und die Gabaoniter mit Krieg zu überziehen beschlossen. 151 Dem widersetzten sich jedoch die Ältesten und erklärten es für unzulässig, so ohne weiteres die Stammesgenossen zu bekriegen, bevor man den Streit mit Worten zu schlichten versucht habe. Das Gesetz gestatte ja noch nicht einmal, gegen Fremde wegen begangenen Unrechtes in den Krieg zu ziehen, bevor man eine Gesandtschaft zu ihnen geschickt und versucht habe, sie auf andere Weise zur Besinnung zu bringen. 152 Es sei daher billig, dass man nach Vorschrift des Gesetzes Gesandte an die Gabaëner schicke, die die Bestrafung der Frevler zu verlangen hätten. Wenn man ihnen dann die Thäter ausliefere, so solle man mit deren Bestrafung zufrieden sein; stiessen sie aber auf

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/276&oldid=- (Version vom 23.9.2020)