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nahe bei der Stadtmauer ein, wo sie auch schon vorher ihr Mahl eingenommen hatten. 8 Und als sie nun über ihre Heimkehr zu beraten anfingen, wurde dem König beim Mahle angezeigt, es seien Leute aus dem Lager der Hebräer gekommen, um die Stadt auszuspionieren; sie seien bei der Rachab eingekehrt und suchten sich hier möglichst verborgen zu halten. Darauf schickte der König sogleich Häscher ab, um sie festzunehmen; denn er wollte durch Anwendung der Folter von ihnen erfahren, in welcher Absicht sie gekommen seien. 9 Sobald aber Rachab von der Ankunft der Häscher erfuhr (sie trocknete gerade Flachsbündel auf dem Dache), verbarg sie die Kundschafter unter dem Flachs und sagte den Boten des Königs, es hätten zwar einige unbekannte Gäste bei ihr gespeist, sie hätten sich indes vor Sonnenuntergang entfernt. Wenn man sie aber im Verdacht habe, dass sie der Stadt oder dem Könige Schaden hätten zufügen wollen, so werde man sie wohl ohne Mühe einholen können, wenn man sie verfolge. 10 Die Häscher liessen sich von dem Weibe täuschen und dachten an nichts Arges, sodass sie nicht einmal die Herberge untersuchten, sondern sich auf die Suche nach den Spionen begaben auf den Wegen, die zum Flusse führten, und die jene wahrscheinlich bei ihrer Flucht benutzt hatten. Da sie aber nicht die Spur von ihnen fanden, liessen sie von weiterer Verfolgung ab. 11 Als sich nun der Tumult gelegt hatte, holte Rachab die Versteckten herunter und erklärte ihnen, in wie grosser Gefahr sie sich ihretwegen befunden habe. Wenn sie nämlich wären ertappt worden, so wäre sie der Rache des Königs nicht entgangen, vielmehr mit ihrem ganzen Hause getötet worden. 12 Sie möchten also dessen eingedenk bleiben und ihr für die jetzige Errettung später Dank wissen, wenn sie in den Besitz von Chananaea gelangt seien. Sie versprachen ihr auch, sich dankbar erweisen zu wollen, und schwuren ihr, sie wollten sie und ihre Familie verschonen, wenn sie nach der Eroberung der Stadt alle übrigen Einwohner umbringen würden, wie es

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/252&oldid=- (Version vom 4.8.2020)