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Sie alle wollten aber doch lieber den Gesetzen und Einrichtungen des Moyses sich fügen, als ihrem eigenen Willen gehorchen; und dabei hatten sie nicht zu fürchten, dass jemand sie daran hindern würde, vielmehr trieb sie nur ihr eigenes Gewissen dazu an. 320 So haben die Gesetze, die Moyses von Gott erhalten hat, ihm ein übermenschliches Ansehen verschafft. Daher kam es, dass, als kurz vor dem Ausbruch des von uns mit den Römern geführten Krieges unter dem Kaiser Claudius und dem Hohepriestertum Ismaëls eine Hungersnot über unser Land hereinbrach und ein Assaron Getreide vier Drachmen kostete, 321 sich der Fall ereignete, dass, als am Fest der ungesäuerten Brote siebzig Kor (das sind einunddreissig sicilische oder einundvierzig attische Scheffel[1]) Mehl geopfert wurden, trotz der Hungersnot kein Priester es wagte, auch nur ein Krümchen davon zu essen. Dazu bewog sie doch offenbar nur die Achtung vor dem Gesetze und die Furcht vor dem Zorn Gottes, den er auch über verborgene Sünden zu verhängen pflegt. 322 Deshalb ist es nicht zu verwundern, dass Moyses so Grosses geleistet hat, da seine Schriften noch heute eine solche Kraft und so hohes Ansehen besitzen, dass sogar unsere Feinde zugeben, Gott selbst habe uns unsere Lebensregeln durch Vermittlung des Moyses gegeben. Doch mag hiervon jeder halten, was ihm gutdünkt.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/190&oldid=- (Version vom 4.8.2020)
  1. 1 attischer Scheffel (medimnus) = 6 modii = 52,5 Liter.