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im Flusse aus und befahlen ihn der Obhut Gottes. Das Körbchen schwamm leicht auf dem Wasser, und Mariamme, die Schwester des Knaben, ging auf Geheiss der Mutter am Ufer entlang, um zu beobachten, wohin das Körbchen getrieben würde. 222 Und jetzt bewies Gott, dass menschliche Klugheit nichts vermag, sondern dass er alles nach seinem Willen zum besten wenden kann, 223 und dass diejenigen, die zu ihrer Sicherheit anderen Verderben bereiten wollen, auch bei grösster Beharrlichkeit nicht zum Ziele gelangen, dass hingegen diejenigen, die nach Gottes geheimem Ratschluss verloren zu sein scheinen, wider Erwarten gerettet und mitten aus der Drangsal zum Glücke geleitet werden können. So wird auch aus dem Schicksal dieses Knaben Gottes Allmacht kund und offenbar.

(5.) 224 Der König hatte eine Tochter mit Namen Thermuthis. Als diese am Ufer des Flusses lustwandelte, sah sie ein Körbchen auf dem Wasser schwimmen und befahl einem Schwimmkundigen, ihr dasselbe zu holen. Als dieser den Befehl vollzogen, und sie den Knaben in dem Körbchen erblickte, freute sie sich sehr ob seiner Grösse und Schönheit. 225 Denn mit so grosser Huld beschirmte Gott den Moyses, dass er sogar von denen ernährt und erzogen werden musste, die aus Furcht vor seiner Geburt den grausamen Befehl erlassen hatten, alle hebraeischen Knaben zu töten. Darauf liess Thermuthis ein Weib herbeiholen, die den Knaben säugen sollte. 226 Als aber das Kind weder von dieser, noch von anderen Ammen, die man eine nach der anderen herbeigeholt, Nahrung annehmen wollte, da erschien Mariamme, die scheinbar unabsichtlich herzugekommen war, um zu sehen, was es gebe, und sagte: „Es nützt nichts, o Königstochter, dass du diesem Knaben Ammen giebst, die nicht eines Stammes mit ihm sind. Willst du aber eine hebraeische Amme holen lassen, so würde er wohl von dieser, als einer Stammesgenossin, sogleich die Brust nehmen.“ 227 Da dies der Königstochter einleuchtete, hiess sie Mariamme selbst gehen und eine Amme herbeiholen.

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Flavius Josephus: Jüdische Altertümer. Otto Hendel, Halle a.d.S. 1899, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FlavJosAnt1GermanClementz.pdf/110&oldid=- (Version vom 4.8.2020)