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Rechten und Annehmlichkeiten der akademischen Stellung Theil nimmt, der andere nicht. Vor allen Dingen sollten die akademischen Thorheiten weit mehr, als es bis jetzt geschehen ist, den Weg der Oeffentlichkeit durchmachen, denn erst wenn auch die grossen, leider sehr beeinflussten und abhängigen Tagesblätter der Besprechung dieser akademischen Unvollkommenheiten Raum geben, wird das allgemeine Interesse dafür gesteigert werden.

Und noch eins muss den deutschen Regierungen dringend ans Herz gelegt werden. Die Lächerlichkeit[1] des deutschen Gelehrtenthums ist potenzirt an denjenigen Hochschulen, die in den kleinen Städten sich befinden. Hier wird ebenso die eitle Aufgeblasenheit erzeugt und gross erzogen, wie die kleinliche Concurrenz mit Nachbaruniversitäten, welche jeden Studenten zählt und alles vermeidet, um einen zu verlieren, und wie die ernste Wissenschaftlichkeit Professoren und Studenten zu fehlen pflegt. Während jene der Clique, der Gesellschaft, dem Klatsche leben, zeigen sich bei den Studenten Ausfahrten, Ausritte, Concerte, Theater u. s. w. Nirgends wird gediegenes Arbeiten sichtbar. Das Fehlen aller geistigen Genüsse, wie Concert und Theater, lässt das Niveau der Unterhaltung und der Interessen unglaublich tief sinken und es ist kein Wunder, dass ein Theil der Gelehrten dort mit Nothwendigkeit zu Pedanten und Pfahlbürgern wird. Nun giebt es ja manche, welche schon desshalb den kleinen Hochschulen

  1. WS korrigiert: Lächerkeit
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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/263&oldid=- (Version vom 18.8.2016)