Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/237

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

was der andre. Bei ihnen sind alle unterthan einer höheren, unsichtbaren Macht, die über ihnen schwebt, während bei den Professoren einige wenige mächtige da sind, die geschmeichelt und vergöttert werden, wofür sie andre treten. Ein Offizier, der einen Collegen brieflich verleumdet, wird vom Ehrengericht aus dem Offiziersstand gestossen, ein Professor steigt dadurch wo möglich an Ansehn wegen seiner Verbindungen und seines Einflusses.

Ferner aber darf auch ein andrer Punkt nicht unerwähnt bleiben. Bei den Offizieren pflegt alles das für ihre Beurtheilung nicht in die Wagschale zu fallen, was nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Dienst steht, vorausgesetzt natürlich, dass kein Skandal oder kein Conflikt entsteht. Die verheiratheten Offiziersfrauen pflegen sich so wenig um die Poussaden der Lieutenants zu bekümmern, wie sie etwa nachrechnen, wie viel Gläser Bier der einzelne zu trinken pflegt. Gerade diejenigen Punkte, welche hier die am weitesten gehende Freiheit geniessen, werden in kleinen Universitätsstädten mit Argusaugen beobachtet, besprochen, verlästert, und gerade sie sind es, die nicht selten auf Veranlassung der dominirenden Frauen gegen einen Docenten geltend gemacht werden und manchen in der Beförderung schwer geschädigt haben.

Man wird darauf erwidern, dass der Docent ein Lehrer der Jugend sei, der er mit gutem Beispiel voranleuchten solle, der Offizier nicht. Man hat

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/237&oldid=- (Version vom 17.8.2016)