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sich warm die Hände drücken, sich womöglich dutzen u. s. w.; man sieht ferner, dass andere Professoren kühl begrüsst werden, oder gar nicht, dass man an ihnen vorbeigeht, als wären sie gar nicht Collegen, sondern Pedelle oder Actenträger. In kurzer Zeit hört man in dem Wirthshaus flüstern: „X scheint nicht beliebt zu sein.“ Zuerst hatte es der Schuhmacher gesagt. Dann kommen die Krämer: „Er ist nicht beliebt.“ Zuletzt die[1] Dienstmädchen, und – last not least – die Studenten. Kommt ein Fremder an den Ort und frägt, so zuckt man die Achseln und sagt, man wisse nichts, „er sei eben nicht beliebt“. Sprechen die Studenten auf der Kneipe, so sagt plötzlich einer: „Ach was, der ist gar nicht beliebt.“ Solche Fälle sind uns bekannt geworden, wo der Student den in Rede stehenden Professor gar nicht kannte, wobei sich schliesslich herausstellte, dass er nur wiederholte, was ein unvorsichtiger Professor gesagt hatte. Dann giebt es auch wieder diesen oder jenen ganz dummen Professor, der es nicht über sich bringen kann, wenn er im fröhlichen Kreise auf der Studentenkneipe sitzt, von dieser Feindschaft den Studenten den Bericht vorzuenthalten, die dann naturgemäss beschliessen, diesen „nicht beliebten Professor“ nicht mehr einzuladen, damit dem Herzen der andern „ehrenwerthen“ Gelehrten kein Weh angethan werde.

Auch hier war der Verfasser in der Lage, in einer kleinen Universitätsstadt sehr eigenthümliche

  1. WS korrigiert: dte
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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/218&oldid=- (Version vom 18.8.2016)