Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/209

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

durch persönliche Anregung und persönlichen Verkehr einen günstigen Einfluss auszuüben im Stande sind. Denn dass diejenigen Seminarleiter, welche heute an einigen Hochschulen Deutschlands wirken, und nur dadurch den jungen Männern zu imponiren suchen, dass sie dieselben bei jeder Gelegenheit anfahren und stets das Gegentheil von dem für richtig halten, was jene behauptet haben, keine besonderen Früchte erzielen können, sondern bei ihren Studenten nur den Eindruck des Abschreckens hinterlassen und jede keimende Regung der Selbständigkeit gewaltsam zu ersticken im Stande sind, das wird allen klar sein. Von solchen Seminarleitern sprechen wir also nicht. Dieselbe Wirkung wird aber auch auf den anderen Gebieten zu constatiren sein. Denn wenn von dem Richterstand des Landes nur ein Fünftel eine wissenschaftliche Schulung durchgemacht hat, bei dem die Spontanität, die Schärfe der Kritik und das richtige juristische Denken im hohen Grade gefördert worden ist, so wird dies schon für das Land ein grosser Segen sein, da wenigstens alle oberen Stellen im Justizfach mit so vorgebildeten Beamten besetzt werden können, zum grossen Segen der Rechtsprechung im Lande.

Gehen wir nun zu den Wirkungen des süddeutschen Seminars über, wie es noch heute am deutlichsten in Württemberg ausgebildet ist. Die Seminarleiter werden auf den mittleren Durchschnitt oder die grössere Hälfte der Unbefähigten Rücksicht nehmen

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/209&oldid=- (Version vom 18.8.2016)