Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/176

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Unsinn einer derartigen Institution blosstellen kann, als eine solche ernsthafte Verhandlung von gelehrten Männern?

Wohlgemerkt an derselben süddeutschen Universität haben einzelne eingeborne Docenten schon von Anfang an 1600 Mark bekommen, und nach ihrer eignen Versicherung mit Vorlesungshonoraren (da sie eine Examensvorlesung abhalten) sich auf 3000 Mark jährlich gestanden. Freilich waren dies Söhne, Vettern oder Neffen von württembergischen Beamten oder Professoren. Sollte nicht in Preussen vor dieser Behandlung preussischer Docenten in Württemberg ausdrücklich gewarnt werden, und um so mehr, als die preussische Regierung gegenüber den aus Württemberg stammenden Docenten – wir erinnern an Müller, Vaihinger, Vollmöller – stets von der grössten Coulanz und Freigebigkeit gewesen ist, die ausnahmslos, so weit wir wissen, in wenigen Jahren 3000 Mark Gehalt bekommen haben?

Aber auch ein bekannter gewordenes Beispiel, als diese Geschichte aus dem süddeutschen Dorf, dürfte von der Unfähigkeit der Fakultäten Zeugniss ablegen. Der berühmte Astronom Bessel ist in Königsberg niemals eigentliches Mitglied des Professorenkollegiums geworden und hat niemals die einer solchen Stellung zukommende Gehaltserhöhung erhalten, selbst nicht auf dem Wege des Prozesses, weil die Königsberger Fakultät von der Forderung nicht nachliess, dass Bessel eine lateinische Habilitationsrede halten sollte,

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/176&oldid=- (Version vom 18.8.2016)