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so wird die Fakultät keinen Anstand nehmen, dreimal die betreffende Forderung von der Regierung zu verlangen. Wenn ein Archäologe für acht werthlose Gypsfiguren ein Museum haben will, so wird es die Fakultät bewilligen und das Gesuch beim Ministerium unterstützen. Wenn aber ein armer, aber namhafter Docent hundert Mark haben will, dann ist die Fakultät hartherzig. Trotzdem weiss aber jedermann, dass der Ruhm einer Hochschule sich nicht knüpft an Treibhäuser oder an Pferdeställe für Gypsabgüsse, – sehr selten ist selbst der architektonische Werth grosser Kliniken nach aussen bekannt – sondern an die Namen der Lehrer, die dort wirken, und dass die Aussenwelt nicht so genau abmisst, wie die akademischen Kleinstädter, welche gleich Geld, Einfluss und Machtfülle in Anschlag bringen, wer Ordinarius ist und wer es nicht ist, sondern nur die wissenschaftliche Bedeutung berechnet und ihr nachgeht, wie auch fremde Studenten fast ebenso häufig bei namhaften Privatdocenten hören, wie bei Ordinarien. Aber den Fakultäten ist dies gleichgültig. Sie bewilligen Tausende, um einem einflussreichen Mann einen Gefallen zu thun, aber verweigern hundert, weil sie weder die Neigung und Objectivität haben, eine wissenschaftliche Taxirung eintreten zu lassen, noch das Herz haben, um jemandem wohlzuthun, von dem sie keine Gegendienste erhalten können.

Folgender wahrheitsgetreuer und wörtlicher Bericht

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/174&oldid=- (Version vom 17.8.2016)