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Befördernden bearbeitet wird und sein Versprechen nicht hält. Lüge und Wortbrüchigkeit sind in den Fakultäten nicht ungewöhnliches. Beispiele anzuführen ist nicht nöthig; es stehen aber genug zur Verfügung. Man nennt ein solches Verfahren in der nichtakademischen Welt Charakterlosigkeit oder Gemeinheit. Aber wem soll etwas derartiges angerechnet werden dort, wo noch andre, weit schlimmere Dinge möglich sind, ohne dass sie weder an die Oeffentlichkeit kommen[1], noch in irgend einer Weise geahndet werden?

Eine dritte Unbilligkeit zeigt sich nun in der Behandlung der unbedeutenderen Stellen, die von einer Fakultät, gewöhnlich von der philosophischen Fakultät abhängig sind. Ist hier einer missliebig, so erhält er wenig, und man lässt ihn hungern, hat er mächtige Freunde, so erhält er viel und immer mehr Zulagen. Es ist nicht zu verwundern, dass solche Leute, wenn sie einmal den Weg kennen, auf dem allein man weiter kommen kann, schwach und charakterlos werden und die jämmerlichsten Pfade einschlagen, welche ihnen zu ihrem Ziele verhelfen können. So breiten sich die Wege der Coruption an einer Hochschule mehr und mehr aus, und werden zu breiten Fahrstrassen, welche den Passanten zum Ziele führen. Wie soll das enden, wenn nicht die Regierungen fest dastehen und einen Riegel diesen Dingen entgegenschieben?

Nun aber kommen auch folgende Verhältnisse

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/170&oldid=- (Version vom 18.8.2016)