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Fakultät. Da ist noch ein kleiner Beamter, der auch etwas von der Fakultät haben will, und da ist ein Musikdirigent oder ein Fechtmeister, der auch ein grösseres Gehalt haben möchte. Der kleine Beamte leidet an unheilbarer Pianosis und erspielt sich die Gunst der Ordinarien, indem er grunzende Töchterchen auf dem Piano begleitet, der Musiklehrer unterrichtet im Hause des höchsten Zeus, des Allgewaltigen. Wer wird den Sieg davontragen? Was wird sich als dringendstes Bedürfniss für die Fakultät, die Hochschule und den Staat herausstellen, für den geduldigen, vielertragenden Pianohelden oder für den musikalischen Lehrmeister zu sorgen?

Man erkennt daraus, wie schwer die Aufgabe der Fakultät ist und wie vielen Interessen sie gerecht werden soll. Denn die verheiratheten Frauen wollen auch durchaus nicht ihre Schlittschuhläufer, Tänzer, maskirten Cicisbeos u. s. w. preisgeben und für die vielen Dienstleistungen unbelohnt lassen.

Endlich kommt die Bedürfnissfrage zur Entscheidung, und die Würfel fallen vielleicht – für den Musikdirigenten. Was da allerdings entscheidet, liegt auf der Hand – der Einfluss des Machthabers.

Dieselbe Behandlung der Bedürfnissfrage zeigt sich auch in den vorgeschlagenen Summen. Hat ein Docent, der unverheirathet ist, in der Fakultät viele Freunde, so erfordert das Bedürfniss, dass er 1500 oder 1800 Mark jährlich bekomme, hat ein Docent, der verheirathet ist und Kinder hat, Feinde,

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/168&oldid=- (Version vom 18.8.2016)