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hindurch die Holsteiner zu allmächtigem Einfluss gekommen waren, durch welchen alle übrigen deutschen Provinzen zurückgedrängt wurden. Auf diese Periode folgte wiederum in Folge des Einflusses eines andern Mannes die Periode der Schlesier, in welcher sogar einige sehr auffallende Berufungen zur allgemeinen Kenntniss gelangten und vielen Tadel einernteten. Man ist anzunehmen berechtigt, dass in der jetzigen tadellosen preussischen Verwaltung eine solche Bevorzugung der Landsleute nicht mehr stattfindet.

Vollends unerträglich aber ist es, wenn ein früherer Professor, besonders in kleineren Staaten (wo er mit dem Personalklatsch in stetem Contact geblieben ist), den Posten eines Cultusministers inne hat. Gewöhnlich bricht dann für die Universitäten die traurigste Periode herein. Einseitigkeit, Unklarheit, Unselbständigkeit, Nepotismus, Klatsch – das ist die Signatur einer solchen Regierungsperiode! Frankreich und Italien haben diese Erfahrungen mit schweren Opfern durchmachen müssen. Aber auch Deutschland sind sie nicht erspart geblieben: man frage nur in Württemberg darnach! Das kleinste Uebel, welches dann einzutreten pflegt, ist, dass der Minister einige Universitätspäpste regieren lässt, die mit ihm machen, was sie wollen, und dass es ihm stets an Muth gebricht, um gegenüber der Clique den Regierungsstandpunkt festzuhalten. Es ist eben ein Fluch der Kleinstaaterei, dass die meisten Minister nur die eine Idee verfolgen, sich so lange wie möglich

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/163&oldid=- (Version vom 18.8.2016)