Seite:Flach Der deutsche Professor.djvu/162

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der letzte Act der Verseuchung tritt nun in der Winkelpresse ein, welche jene politischen Strebereien freundlich oder feindlich zu begleiten pflegt. Die Leidenschaften sind auf beiden Seiten entfesselt, und da nirgends eine massvolle und corrigirende Kraft sich geltend macht, so wirkt ausschliesslich die Wuth des Fanatismus, der in diesen Pressorganen einen Ton erzeugt, wie er wohl nur noch in den Revolverblättern des amerikanischen Westens gefunden wird. Das ist die Wirkung der Professorenpolitik. Denn das dürfen wir wohl nicht als gewöhnliche Erscheinung auffassen, was in Deutschland bisweilen vorgekommen ist, dass Professoren, die sich zu Unvorsichtigkeiten und Thorheiten in Versammlungen hatten hinreissen lassen, nur mit Mühe und Noth vor einer Tracht Prügel gerettet werden konnten.

Die grosse politische Kurzsichtigkeit und Einseitigkeit des Professors zeigt sich aber gewöhnlich am deutlichsten, wenn er als ministerieller Decernent oder Ministerialdirector einen bestimmenden Einfluss auf die persönlichen Verhältnisse der Professoren auszuüben vermag. In der That ist dies gewöhnlich von den allertraurigsten Folgen begleitet. Denn man vergesse nicht, dass der Professor zu den engherzigsten und in den ausserfachlichen Sachen zu den beschränktesten Geschöpfen des Erdballs gehört. Jedermann weiss, wie im Universitätsfach durch den Einfluss eines Mannes in Preussen viele Jahre

Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/162&oldid=- (Version vom 18.8.2016)