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die Beschäftigung mit der Politik an einzelnen Hochschulen sehr in den Vordergrund getreten und wird von einzelnen Regierungen, wie es scheint, nicht ungern gesehn. Der üble Einfluss, den die Tagespolitik auf die Studentenkreise auszuüben pflegt, die gesteigerte Erbitterung, mit welcher sich die verschiedenen Parteien gegenüberstehen und selbst in wissenschaftlichen Vereinen bekämpfen, die traurigen Consequenzen davon, die in dem beklagenswerthen Berliner Duell ihren Ausdruck gefunden und die sehr anerkennenswerthen Verbote der allgemeinen Studentenwahlversammlungen seitens des Berliner Rektoramts veranlasst haben, sollten freilich eine dringende Mahnung für alle akademischen Lehrer enthalten. Denn im allgemeinen können wir unsern Standpunkt so bezeichnen, dass wir bei allen Studenten Deutschlands eine warme Vaterlandsliebe und eine echt nationale Gesinnung, die sich auch bei gewissen festlichen und feierlichen Gelegenheiten bekunden kann, voraussetzen oder für wünschenswerth halten, dass wir aber die active oder öffentliche Beschäftigung mit den Tages- und Parteifragen für ungehörig und bei dem leidenschaftlichen Wesen jüngerer und unreifer Männer für bedenklich halten, weil Ausschreitungen auf der einen wie auf der andern Seite eine nothwendige Folge davon sein müssen.

Etwas anders verhält es sich natürlich mit der politischen Thätigkeit der Professoren. Dass dieselben als Wahlmänner und Wähler befugt sein müssen,

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/155&oldid=- (Version vom 18.8.2016)