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dieser Thatsache zu begreifen, ja manche wollten sogar wissen, dass sehr einflussreiche Persönlichkeiten dieser weiblichen Thatkraft nicht abhold entgegengestanden seien. Ist es dann ein Wunder, wenn solche Weiber sich neben ihrem Mann über die Bedeutung von Universitätslehrern streiten, dass sie während eines Diners über die pädagogische oder wissenschaftliche Thätigkeit dieses oder jenes Lehrers absprechen, während der arme Gatte mit gesenkten Augen dasitzt[1], ohne das leicht verschliessbare Mündchen zu öffnen? Ist es ein Wunder, dass die jungen Docenten, denen die Macht einer solchen Professorenfrau zu Ohren gekommen ist, im Stande wären, ihre Strümpfe zu stopfen oder den Besatz des Unterrockes anzunähen, wenn ihnen dadurch die Hoffnung auf Beförderung an der Hochschule winkt?

Wieder eine andre Folge dieser Entartung der heutigen Professorenfrau betrifft die Kindererziehung. Bei einer Frau, deren Leben sich ausschliesslich um Geselligkeit, Besuche, Visiten, Gesellschaft, Ausflüge dreht, pflegt das eigene Heim einer argen Vernachlässigung preisgegeben zu sein. Sind mehrere Kinder da, so werden sie schon frühzeitig allein gelassen oder dem Milchmädchen oder Milchbuben übergeben, während die Mutter in Kaffevisiten sitzt und für die Förderung des städtischen Personalklatsches thätig ist. Die Knaben werden frühzeitig als erwachsene betrachtet, und da den Eltern viel mehr daran zu liegen scheint, dass jene an Gesellschaften Theil nehmen,

  1. WS korrigiert: dasizt
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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/152&oldid=- (Version vom 18.8.2016)