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Klatschschwestern angeschwärzt worden sind, denen dann die schlotterbeinigen Ehemänner bereitwillig Gehör geschenkt haben. Diese Liga der Mannweiber erringt in kurzer Zeit die Mitgliedschaft in den zahlreichen Comites und Ausschüssen, welche überall als Ersatz für die Langweiligkeit kleiner Universitätsdörfer sich herausgebildet haben, und es dauert nicht lange, so wird das akademische Leben von ihnen gelenkt, geregelt und mit scharfer Candarre gezügelt. Sie arrangiren die Maskenbälle, die Kinderfeste, die Spaziergänge und Pikniks, sie belohnen gehorsame Männer und bestrafen die unverbesserlichen und unfügsamen, indem sie deren Kinder zum grossen Schmerz der übergangenen Väter nicht einladen oder sonstige Blitzstrahle schleudern, sie segeln auf den schmutzigen Strassen des Dorfes wie Prinzessinnen von Monaco, sie führen das grosse Wort in Concerten, in denen sie zu spät zu kommen und sich sehr laut zu unterhalten pflegen, sie sind von Einfluss auf die Wahl der Redner für die populären Vorträge, und kurz gesagt, es giebt nichts, wo ihr Wort nicht allgebietend durchschlagen könnte.

So weit wäre nun alles ganz recht, und nur der Culturhistoriker hat ein Interesse daran, zu sehen, in welch seltsamer Verirrung sich derjenige Stand heute bewegt, der durch die hervorragende Intelligenz der Männer am meisten berufen ist, für Gediegenheit, Aufklärung, Sitte, Anstand und gesellschaftlichen Takt zu sorgen und damit allen übrigen

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/149&oldid=- (Version vom 18.8.2016)