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welcher Weise ihre Söhne in den Professorengesellschaften verwöhnt worden seien. Dann wird man aber überhaupt nicht leugnen können, dass der Charakter manches bescheiden erzogenen Jünglings durch die Gewöhnung an eine ihm und seinen Verhältnissen nicht zukommende Opulenz frühzeitig verdorben wird, so dass er den Besitz von Geld und Gut für das erstrebenswertheste Lebensziel anzusehen sich gewöhnt.

Aber noch in einer anderen Beziehung haben die geselligen Verhältnisse eine verhängnissvolle Nachwirkung gehabt. In früheren Zeiten bestanden die Studentenverbindungen ohne Betheiligung und ohne Beeinflussung seitens der Professoren. Der Ton war deshalb an manchen Hochschulen ein ziemlich roher, aber er zeigte doch im Wesentlichen die studentische Naivetät und Ungezwungenheit. Heute stehen an vielen Hochschulen diese Verbindungen in directem und continuirlichem Contact mit den Professoren. An einigen Universitäten werden von der Lehrerwelt die Burschenschaften mehr begünstigt, an andern die Corps, wieder an andern die freien, nicht Farben tragenden Vereinigungen. Ihre Theilnahme pflegen die Professoren durch häufiges Erscheinen auf der Kneipe und auf Commersen, sowie durch zahlreiche Reden auszudrücken. Manche Professoren vermögen auch durch regelmässigen Besuch der Verbindungskneipen sich einen grösseren Zuhörerkreis zu erhalten, der unter

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/120&oldid=- (Version vom 18.8.2016)