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für ein Fach habilitirt, um nach auswärts berufen zu werden, oder – wenn an der eignen Hochschule sich Vacanzen eröffnen – dort zu avanciren. Man kann unmöglich behaupten, dass jeder Docent von vorn herein die Hoffnung begraben habe, an der eignen Fakultät weiter zu kommen. Dafür wird doch die Berufung nach auswärts von den meisten als eine viel zu problematische und mit noch mehr Schwierigkeiten begleitete Sache aufgefasst, dass sie nicht auch auf eine einheimische Beförderung rechnen müssten. Nun wäre ja das Verfahren der Uebergehung gerechtfertigt, erstens wenn in den meisten Fällen der Docent noch zu wenig reif und wissenschaftlich entwickelt wäre, um ihm eine ordentliche und vollständige Stelle zu geben, und zweitens wenn jede Fakultät oder die Fachgenossen einer Fakultät sich in jedem Fall Mühe geben würden, oder den Einfluss hätten, den jüngeren Collegen auswärts unterzubringen.

Prüfen wir den ersten Punkt, so kann nicht geleugnet werden, dass die Fakultäten in vielen Fällen in der glücklichen Lage sind, eine namhaftere Autorität zu berufen als der übergangene Docent ist, besonders wenn die Regierung sehr liberal ist und die hohen Gehälter bewilligt, die heute für eine solche Berufung erforderlich sind, und die, wie bekannt ist, nicht selten die Summe von 7–8000 Mark selbst bei noch jüngeren Professoren ausmachen. In einer Anzahl von Fällen aber ist ebenso erwiesen, dass die

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/095&oldid=- (Version vom 18.8.2016)