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und sind in der Regel auf grossartige Intriguen, auf Familieneinfluss oder auf Fürsprache einer einflussreichen Persönlichkeit zurückzuführen. Dies Verfahren der Fakultäten wird damit motivirt, dass man ihnen die grösste Freiheit zugestehen müsse, dass sie die Verpflichtung hätten, den besten zu berufen, den sie den gegebenen Verhältnissen gemäss gewinnen könnten, und dass der vorhandene Docent, da er mit den Kinderschuhen des Unterrichts begonnen habe, und die natürlichen Schwächen dieser Periode den Studenten bekannt sein, in der Regel nicht die geeignete Persönlichkeit für die vacante Stelle sei.

Wenn wir nun zugestehen wollen, dass diese drei Gesichtspunkte völlig berechtigt sind, so darf man doch darauf aufmerksam machen, wie viel Unzuträglichkeiten dies Verfahren im Gefolge habe, das in einzelnen Fällen, die vorzugsweise flagrant waren, bereits zu lebhaften Erörterungen in der Tagespresse Veranlassung gegeben hat. Besonders hat ein vor kurzem in Baiern vorgekommener Fall die Aufmerksamkeit aller betheiligten Kreise erregt, wobei die Oeffentlichkeit sich zu Gunsten eines jungen Lehrers verwandte, der übergangen werden sollte.

Wir behaupten nämlich, dass die systematische Beobachtung dieses Usus in einer grossen Anzahl von Fällen eine schreiende Ungerechtigkeit im Gefolge habe. Der Docent hat sich gewöhnlich mit grossem pekuniären Opfer, das nach vielen Tausenden geht,

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/094&oldid=- (Version vom 18.8.2016)