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gröber und sicherer gesprochen worden ist, als über Fragen, die bestimmt sind, immer in Dunkel gehüllt zu bleiben. In jedem Fall dauert auch noch heute fast auf allen Gebieten menschlichen Wissens die Befehdung der Schulen fort, die sich nicht selten im Absprechen, Schimpfen, Insultiren u. s. w. Luft zu machen pflegt.

Und damit kommen wir gleich zu der am meisten in die Augen springenden Eigenschaft deutscher Recensionen. Wenn der Ton um so schroffer zu werden pflegt, je weniger Sicherheit über einen Punkt herrscht, oder je weniger überhaupt herauszubekommen ist, so pflegt der deutsche Gelehrte vorzugsweise der einen Unsicherheit eine zweite entgegenzusetzen. Während wir daher in den französischen[1] Blättern, besonders in der „Revue critique“, ein liebevolles Eingehen auf den Inhalt der anzuzeigenden Schrift bemerken, was das wichtigste der Recension zu sein pflegt, fehlt dieses bei den deutschen Blättern in den meisten Fällen fast ganz, und der Kritiker begnügt sich damit, seine oppositionellen Punkte hinzusetzen, oder ein paar gleichgültige Fehler anzukreiden. Fürwahr eine ganz absonderliche Art von Referat, die aber so gebräuchlich ist, dass sie in Deutschland gar nicht mehr auffällt! Man kann meistenteils sagen, dass der Leser gar nicht mehr erfährt, was überhaupt in einem Buch drinsteht, da der Kritiker nur seinen Widerspruch, oder was er darüber denkt, mitzutheilen für gut hält. Und deshalb

  1. WS korrigiert: französchen
Empfohlene Zitierweise:
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/078&oldid=- (Version vom 18.8.2016)