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der in der Jetztzeit spielt, und der historische, der nicht selten aus dem Mittelalter, gewöhnlich aber aus dem Alterthum seine Stoffe nimmt. Den letzteren hat man auch den realistischen, oder wenn er eine zu grosse Sorgfalt auf das Portraitiren der alten Einrichtungen verwandt hat, den archäologischen Roman genannt. Wenn wir nun die gewöhnliche Definition des Romans ins Auge fassen, wonach doch eben der Stoff nur poetisch sein und poetisch behandelt sein soll, so unterliegt es keinem Zweifel, dass beide Richtungen ihre Berechtigung haben, sofern sie sich von tendenziöser Schilderung freihalten, d. h. der eine nicht rein politisch wirken will, der andre nicht darauf[1] ausgeht, die philologischen oder archäologischen Kenntnisse zu bereichern. Dasselbe gilt naturgemäss auch von den Novellen. Dem Dichter steht zweifellos die ganze Weltgeschichte zu seiner Verfügung. Dennoch gibt es heute eine ganze Gruppe von Kritikern – und darunter sind hervorragende Namen – welche keine Gelegenheit vorüber lassen, um ihre Missachtung des antikisierenden Romans zu erkennen zu geben. Warum? Warum will man eine Richtung unterdrücken, die ihre Berechtigung hat? Ausserdem liegt ja auf der Hand, dass hierbei die besondere Vorliebe allein durch das Temperament entschieden zu werden pflegt, indem der skeptische Mensch sich mehr für den politischen Roman begeistern wird, der beschauliche mehr für den historischen. Der eine wird vielleicht Spielhagen

  1. WS korrigiert: daranf
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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/075&oldid=- (Version vom 18.8.2016)