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Studium gedrängt worden ist, welches weit besser vom Studium und von der Beamtenkarriere fortgeblieben wäre.

Im Allgemeinen vertreten wir nämlich die Ansicht, dass der gesündeste Zustand im Staat darin besteht, dass die einzelnen Stände sich aus sich selbst rekrutiren müssen, dass demnach die Beamten wieder Beamte liefern sollen, die Offiziere die kommenden Offiziere, Kaufleute wieder Kaufleute, Handwerker wiederum Handwerker u. s. w., eine Ansicht, die schon von Aristoteles aufgestellt worden ist. Natürlich kann dies Gesetz nicht mit völliger Strenge und Pedanterie durchgeführt werden und es wird ebenso oft vorkommen, dass Söhne der höchsten Beamten zum Studium und zur Beamtenkarriere nicht qualifizirt sind, wie es umgekehrt nicht selten vorgekommen ist, dass Handwerkersöhne durch seltene Begabung und Lerneifer sich in der Weise für das Studium geeignet haben, dass es ein Verbrechen der Nebenmenschen gewesen wäre, sie vom Studium auszuschliessen[1]. Wir erinnern daran, dass Kant der Sohn eines Sattlers gewesen ist.

In der Neuzeit ist es indessen ganz anders geworden, und jene Ausnahmen sind auf einigen Hochschulen fast in die Regel verdreht worden. Gerade die Söhne von kleineren und sehr unbedeutenden Eltern nämlich haben sich in Unmassen zu dem Studium gedrängt, haben durch Stipendien, Freitische, Erlass der Vorlesungsgelder das Studium möglich

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/062&oldid=- (Version vom 18.8.2016)