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VI.
Die Ueberfüllungsfrage.

An mehreren Hochschulen ist von einigen Fakultäten die Beobachtung gemacht worden, dass das studentische Material, das dem Professor zugeführt wird, einer dauernden Verschlechterung entgegengeht, indem theils die Leistungen überhaupt geringer werden und Leute studiren, denen unter allen Umständen der Rath gegeben werden sollte, lieber nicht zu studiren, theils besonders auch die Spontanität des Arbeitens und eine gewisse Selbständigkeit des Eindringens in den wissenschaftlichen Stoff mehr und mehr vermisst wird. So sicher es nun ist, dass solche Klagen über Verschlimmerung der Zustände gewöhnlich unberechtigt sind, und aus dem Munde derer kommen, welche ihre Jugend und ihre Leistungen für vollkommen und unerreichbar ansehen, so wenig wird man leugnen können, dass in diesem Fall die Klagen völlig berechtigt sind. Denn wenn es schon wunderbar wäre, dass das heutige Studium auf die Examina hin keine nachteiligen Folgen für die Selbständigkeit des Arbeitens und der Kritik hinterlassen haben sollte, so steht doch auch die Thatsache fest, dass durch das Herauswerfen von Stipendien und die zahlreichen Erleichterungen beim Studium allmählich ein sehr geringes Material zum

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/061&oldid=- (Version vom 17.8.2016)