bekämen. Denn an den meisten Polytechniken erhält der Professor die Vorlesungsgelder nicht; und an einem oder dem andern bekommen die Lehrer eine Tantième von den Honoraren, an einem sogar, wenn wir recht berichtet sind, die Hälfte der Einnahme.
Wir haben daher niemals dies Argument für ein zwingendes gehalten, schon deshalb nicht, weil wir den Materialismus unter den Gelehrten noch nicht für so verbreitet und ausgebildet gehalten haben, dass man annehmen müsste, die meisten würden wirklich bei besonderer Honorirung besser und fleissiger lesen. Denn damit würde ja jeder spontanen Freude an dem Wirkungskreis und jeder Begeisterung für den Lehrberuf an sich der Todesstoss gegeben werden.
Wenn wir nun auch zugeben, dass die Honorirung der Collegien, die zu dem Gehalt eines Professors hinzutritt, von günstigem Einfluss auf deren Beschaffenheit ist, so bleibt doch die zweite Frage übrig, ob nicht dabei ein anderer, weniger ungerechter Modus eingeführt werden könne. In dieser Beziehung hat nun ein süddeutscher Professor vor kurzer Zeit einen sehr beachtenswerthen Vorschlag gemacht. Er verlangte nämlich, dass die Professoren selbst nur die Hälfte oder zwei Drittel der Vorlesungsgelder direct erhalten sollten, während die andre Hälfte oder das letzte Drittel vom Staat in Empfang genommen und an alle Universitätslehrer, Extraordinarien
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/025&oldid=- (Version vom 18.8.2016)