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spärlichsten zu fliessen pflegen. Ausserdem aber müssen auch diejenigen Lehrer, welche durch die Natur ihres Faches nur auf wenige Zuhörer angewiesen sind, ungleich schlechter fortkommen, als die, welche durch Examinationsvorlesungen eine weit grössere Zuhörermenge um sich zu versammeln pflegen. Der eine pflegt 100–200 Mark einzunehmen, der andere 1–2000 Mark; denn dies Verhältniss ist jenen Fächern entsprechend nicht ungewöhnlich.

An diesem Verhältniss der Honorare wird dadurch nichts geändert, dass auf einigen preussischen Universitäten schon seit vielen Jahrzehnten – und sicherlich noch länger – der Unfug einer massenhaften Stundung des Geldes eingerissen ist, so dass die Professoren erst viele Jahre nachher, wenn die Studenten in Amt und Würden sind, durch einzelne von der Universitätsquästur übersandte Raten befriedigt werden. Königsberg, Greifswald, Kiel werden als die Hauptbollwerke des Stundungswesens genannt. Man sagt gewöhnlich, vielleicht mit Unrecht, dass die Quästoren selbst wegen der später für sie abfallenden Spesen ein Interesse daran haben, diese Stundung in dem ausgedehntesten Masse, und zweifellos auch in zahlreichen überflüssigen Fällen, zu empfehlen oder zu gestatten, worüber uns sichere Ermittelungen fehlen. Verloren ist in der Regel dieses gestundete Geld nicht, doch darf man kühn behaupten, dass die allgemeine Stundung ein ganz ungeheurer Unfug ist.

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Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/023&oldid=- (Version vom 17.8.2016)