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Aus dem Gesagten erklärt sich denn auch, wesshalb wir 1333 die Regalien von Gap, Sisteron und Apt nicht als reichslehnbar erwähnt finden.[1]

Dem Erzbischofe von Arles schreibt schon 1136 K. Lothar tanquam 215 fideli et principi suo[2]; K. Konrad verleiht ihm 1144 die einzeln aufgezählten Regalien der Stadt und des Erzbisthums[3]; es ist das die älteste Beurkundung einer Regalienverleihung, welche mir bekannt geworden ist. Der Kirche von Arles, weil sie speciali ratione imperio pertinet, utpote quae ab antiquis temporibus principalis sedes regni Burgundiae esse dinoscitur, bestätigt der Kaiser 1178 ihre Privilegien[4]; 1214 bestätigt ihm K. Friedrich alle Regalien seines Sprengels, so, dass ihm die eine Hälfte aller Einkünfte zustehen solle, während die andere, welche nicht erwähnt ist, wohl dem Reiche vorbehalten blieb, und sagt ausdrücklich, dass er niemandem, als den römischen Kaisern und Königen unterworfen sein solle; 1238 belehnt er mit dem Szepter den vor ihm erschienenen Erzbischof mit den Regalien seiner Kirche, und fügt ausdrücklich hinzu: ita tamen, quod idem archiepiscopus et successores sui eadem regalia tantum a nobis et imperio teneant et etiam recognoscant et eadem de dominio nostro et imperii aliquo tempore subtrahere non intendant[5]; hier, wie noch mehrfach[6], wird der Erzbischof vom Kaiser ausdrücklich als dilectus princeps noster bezeichnet.

Während der Graf von Provence 1143 und später als Lehnsträger des Erzbischofs erscheint[7], ist von einer Lehnspflicht dieses gegen weltliche Herrscher, ausser den Kaiser, in früherer Zeit nichts bekannt. Zum J. 1238 wird dann aber berichtet, der Erzbischof von Embrun sei zugegen gewesen bei dem hominio, quod Aquis Sextiis exhibuerunt Raimundo Berengario 24. Apr. eiusdem anni J. Arelatensis, R. Aquensis archiepiscopi, R. Forojuliensis, R. Tolonensis, B. Antipolitanus, H. Diniensis, G. Venciensis, P. Glandatensis episcopi una cum P. abbate S. Victoris, F. Forojuliensi, G. Tolonensi, G. Diniensi et G. Senecensi prepositis.[8] Auch dem Karl von Anjou, welcher seinen Titeln auch den eines dominus Arelatis[9] zufügte, schwur der Erzbischof 1250 und 1254 homagium et fidelitatem[10]; allerdings nur für einzelne genannte Besitzungen, welche auch in den kaiserlichen Briefen nicht unter den reichslehnbaren Regalien aufgeführt werden.

Später finde ich auch einen solchen Lehnseid nicht mehr erwähnt; es scheint vielmehr, dass der Erzbischof sich wenigstens formell den Anjou gegenüber in seiner Reichsunmittelbarkeit zu behaupten wusste. Im J. 1312 wurde er vom Kaiser mit den Regalien belehnt, und zwar unter einer ganz ähnlichen Klausel, wie wir sie oben aus dem Lehnbriefe

  1. Vgl. § 210 n. 22.
  2. M. G. 4, 83.
  3. Mencken scr. 1, 257.
  4. Gallia chr. 1, 99.
  5. Huillard 1, 334. 5, 226.
  6. Huillard 2, 485. 3, 222.
  7. Gall. chr. 1, 97. 1178. 1241: H. de Langued. 3, 145. 401.
  8. Gallia chr. 3, T. 1077. vgl. 1240.
  9. Gallia chr. 1, 144.
  10. Gallia chr. 1, 102.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_333.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)