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ei per hominii «xhibitionem, sicut mos est fieri imperatori. Qui licet hanc imposicionem difficillimam iudicarent, cesserunt tamen propter eum, qui se humiliavit propter nos et ne novella ecclesia caperet detrimentum. Noch 1173 wird die Investitur des Bischofs von Lübeck durch den Herzog ausdrücklich erwähnt[1]; auch andere Quellen, wie die Annalen von Pölde, bestätigen die Thatsache.[2]

Dass die Bischöfe trotzdem den Reichsfürsten zugezählt worden seien, wüsste ich nicht nachzuweisen; umgekehrt kann es auffallen, dass dieselben während dieser Zeit königliche Hoftage gar nicht besucht zu haben scheinen, während wir sie häufig am Hofe des Herzogs finden werden; und den Besuch königlicher Hoftage machte man ja, wie wir sahen, beim Bischofe von Prag als Zeichen des Reichsfürstenstandes geltend.[3]

Die Rechte Heinrichs gingen 1180 auf den neuen Herzog nicht über; Arnold von Lübeck erwähnt ausdrücklich die Investitur Lübecker Bischöfe 1183 und 1186 durch den Kaiser.[4] Im J. 1222 werden die beiden Bischöfe von Lübeck und Razeburg vom Kaiser ausdrücklich als Fürsten bezeichnet.[5] Doch muss damals der König von Dänemark, seit 1214 vom Reiche als Herrscher in Transalbingien anerkannt, auch die Bisthümer beansprucht haben; denn in dem Vertrage mit Dänemark von 1224 wird ausdrücklich bestimmt: Episcopi quoque in eadem terra constituti, scilicet Lubecensis, Raceburgensis, Zuerinensis regalia sua ab imperio recipient[6]; so wird denn auch der Bischof von Razeburg 1236 vom Kaiser mit den Regalien belehnt[7]; dass er dabei nur Fidelis genannt wird, kann gegen seinen Fürstenstand nicht beweisen.

Um so auffallender ist denn ein späterer Versuch, den drei Bischöfen die Reichsunmittelbarkeit zu entziehen. K. Wilhelm ertheilte nämlich dem Herzoge von Sachsen, wohl um ihn für die im März 1252 erfolgte Anerkennung seiner Königswahl zu belohnen, das Recht, die Bischöfe zu belehnen; das frühere Recht Heinrichs des Löwen mochte den Anknüpfungspunkt bieten. Wir erfahren das aus Briefen der Bischöfe an die Kardinäle, dann an die Juni 1252 auf dem Hoftage zu Frankfurt versammelten Reichsfürsten, welchen sie schreiben, wie sie nicht dulden könnten: quod nos, quorum antecessores inmediate sub inperialis culminis maiestate militare solebant, ob hoc dicti principes populorum, minori dominio subderemur, quod esset proculdubio ecclesias ancillare; oculi vestri videant equitatem, si nobis et ecclesiis nostris irrequisitis dominus rex dominio ducis Saxonie nos subicere potuerit salva ecclesiarum, quas defensare ac libertare tenetur, omnimoda honestate; quamvis enim idem dux inter potentissimos princeps habeatur, tamen sub eo non posset dici regale sacerdotium sed ducale, quod hactenus in usu non fuit nec per nos in usum veniet domino concedente; sie möchten daher den König bestimmen,

  1. Leibnitz scr. 2, 612. 638.
  2. M. G. 16, 91. 92.
  3. Vgl. § 201 n. 1.
  4. Leibnitz scr. 1, 658. 666.
  5. Huillard 2, 238.
  6. Lüb. UB. 1, 30.
  7. Huillard 4, 820.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_303.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)