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dass sie den Fürstentitel bereits führten, ehe sie von Böhmen abhängig wurden.

Dagegen wird eine Erhebung zum böhmischen Fürsten bestimmt in Aussicht genommen bei dem Tausche, welchen Friedrich der Kleine von Meissen 1289 mit dem K. Wenzel II. von Böhmen einging: Promisit insuper dominus rex de bonis praedictis ad me per commutationem huiusmodi devolutis creare et facere principatum sibi et regno suo ac eius haeredibus perpetuo subditum et subiectum, meque facere suum principem ad eundem principatum, et de ipso principatu me suum et sibi et regno suo subditum principem ad iura et conditiones feudi ac in feudum et ad servitia expressa superius investire, recepto prius a me per eundem dominum regem et homagio et fidelitate sibi et suis haeredibus praestandis et tenendis corporali denuo sacramento.[1] Scheint das auch nicht zum Vollzuge gekommen zu sein[2], so zeigt uns doch die Stelle aufs deutlichste, dass man dem Könige das Recht zu einer solchen Erhebung zusprach. Wussten wir den Gebrauch, von böhmischen Fürsten zu sprechen, überhaupt nicht vor dem J. 1295 nachzuweisen, so wäre es möglich, dass jener Vertrag überhaupt erst diesen Begriff näher gelegt hätte.

Ein zweites Beispiel bietet uns die goldene Bulle K. Karls vom J. 1348, in welcher Bezug genommen wird auf die donatio clarae memoriae illustris Ottogari secundi, quondam Bohemiae regis, proavi nostri dilecti, quam patri illustris Nicolai ducis Oppaviae praesentis fecisse dignoscitur, dum terram Moraviae dividens, ducatum sive principatum Oppaviensem creavit ex novo, ipsumque ducem Oppaviae, quem de mera suae benignitatis gratia {{SperrSchrift|sublimavit in principem, haeredes et successores suos, una cum ducatu sive principatu praefato, sibi, haeredibus et successoribus sive Bohemiae regibus, ac eiusdem regni Bohemiae coronae voluit immediate subesse[3]; eine Stelle, welche sich in späteren Urkunden, durch welche Karl die Verhältnisse Mährens zu Böhmen regelte, wiederfindet. Allerdings erscheint es nach neueren Forschungen[4] höchst unwahrscheinlich, dass K. Ottokar, sei es nach der gewöhnlichen Annahme im J. 1261, sei es zu einer anderen Zeit, in angegebener Weise ein von Mähren getrenntes böhmisches Lehenfürstenthum Troppau schuf; zu den andern Gründen dürfte auch der kommen, dass der Begriff eines böhmischen Fürstenstandes, wie er sich im vierzehnten Jahrhunderte fest ausgebildet zeigt, zu Ottokars Zeit überhaupt noch nicht nachweisbar ist. Dagegen gibt uns die Stelle gewiss einen vollgültigen Beweis dafür, dass den Anschauungen der Zeit Karls die Errichtung eines böhmischen Fürstenthumes nicht fremd war; schwerlich folgte Karl in jener Stelle den Worten

  1. Lünig 8 b, 4.
  2. Vgl. Palacky 2 a, 329.
  3. Lünig 6 b, 249. 251.
  4. Vgl. Dudik, des Herzogth. Troppau ehemalige Stellung zur Markgr. Mähren. S. 42. 252.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_153.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2018)