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Wir finden weiter in mehreren Urkunden K. Heinrichs V. den Duces gegenüber alle andern Klassen als Comites zusammengefasst. So 1111: F. ducis nec non comitum Hermanni de Saxonia, Berengarii de Bawaria, T. marchionis, H. marchionis aliorumque regni nostri principum[1]; 1114: rogatu principum, nämlich mehrerer Bischöfe, ducum quoque W. de Bavaria, L. ducis de Saxonia, F. ducis de Suevia, comitum quoque G. palatini comitis, H. marchionis, B. comitis, L. marchionis, T. marchionis; 1114: ducum etiam F. ducis, B. ducis, nec non et comitum G. palatini comitis, H. marchionis, R. comitis de Linceburc u. s. w.[2] Auf eine schärfere staatsrechtliche Scheidung zwischen dem Range des Herzogs und des Grafen wird es auch schliessen lassen, wenn Thietmar zu 1016 bezüglich Burgunds bemerkt: Et in hiis partibus nullus vocatur comes, nisi is, qui ducis honorem possidet.[3]

Den nächsten Rang nach den Herzogen und einen Vorrang vor den 49 Grafen werden wir unbezweifelt den Markgrafen einzuräumen haben. Fanden wir sie in den ebengenannten Stellen auch schlechtweg den Grafen zugezählt, so wird uns schon die stehende Formel: ut nullus dux, marchio, comes u. s. w. entscheidend sein müssen. Auch vor den Pfalzgrafen und Landgrafen werden wir ihnen im allgemeinen den Vorrang einzuräumen haben; wir finden sie 1149 von den Grafen unterschieden, während diesen doch ein Pfalzgraf zugezählt wird: H. dux Bavariae; marchiones W. de Monteferrato, V. de Tuscia, H. de Padin; comites W. de Trevin, E. advocatus Aquilegiensis, O. palatinus comes u. s. w.[4]; 1187 heisst es nachdem vorher die Herzoge genannt sind: marchiones, palatini comites, lantgravii et alii comites.[5] Sind in den Kaiserurkunden, wie offenbar sehr häufig der Fall ist, die weltlichen Fürsten nach den Amtstiteln geordnet, so werden wir gewöhnlich zunächst den Herzogen die Markgrafen, dann erst die Pfalzgrafen und die Landgrafen oder gewöhnlich den Landgrafen d. h. den von Thüringen finden, da die übrigen nur sehr vereinzelt in Urkunden vorkommen; schliesslich dann die Grafen. Doch ist die Stellung jener schwankend; wir finden nicht selten die Pfalzgrafen[6], oder den Landgrafen[7], oder auch Pfalzgrafen und Landgrafen[8] den Markgrafen vorgestellt; und wie diese finden wir auch wohl die Pfalzgrafen als bevorzugte Klasse von den Grafen unterschieden, so 1129: Duces:–; comites palatini: W. Francorum et F. Saxonum; comites u. s. w.[9] Dagegen werden wir nie, wo solche Scheidungen überhaupt nachweisbar sind, die einfachen Grafen einer der andern Klassen vorgestellt finden.

  1. Ungedr.
  2. Meiller 13. Herrgott 2, 134. Aehnlich M. B. 29, 210. Zeerleder 1, 41.
  3. M. G. 5, 846.
  4. Meiller 34.
  5. M. G. 4. 184.
  6. 1131. 37. 54: Notizenbl. 1, 98. Margarin 2, 158. M. B. 29, 313.
  7. 1158: Ludew. rel. 11, 272.
  8. 1129: Falke 337.
  9. Lacombl. 1, n. 304.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)