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von Blandrate, Montferrat, P. Traversarius de Ravenna, Taurellus Ferrariensis.[1]

Wollten wir diese Stellen als Massstab für die Ausdehnung des 35 Fürstentitels betrachten, so würden wir diesen nach den Urkunden von 1115 und 1122 sogar den Reichsministerialen zuzusprechen haben. Dabei ist aber zu beachten, dass in den genannten Urkunden überhaupt niemand als nicht zu den Fürsten gehörig bezeichnet wird; lässt sich danach auch nicht läugnen, dass die Reichskanzlei zuweilen alle Zeugen schlechtweg als Principes aufführte, wie sie es dem blossen Wortsinne nach allerdings wohl konnte, so finden wir doch bald bei Beachtung solcher Stellen, in welchen neben den Fürsten andere als Nichtfürsten bezeichnet werden, dass jenes nicht der regelmässige Gebrauch war, sondern nur ein ausnahmsweiser, dass man in der Regel engere Schranken steckte.

Zunächst wird sich schwerlich eine Stelle finden, in welcher Ministerialen zu den Fürsten gerechnet wären, wenn überhaupt ein Unterschied zwischen Fürsten und Nichtfürsten gemacht wird. In bairischen Urkunden tritt die Ausscheidung der Ministerialen von den Fürsten oft sehr bestimmt hervor. So 1161: Acta in generali curia ducis H. Ratisbone, presentibus his principibus et annitentibus: C. Eistettensis episc., B. marchione de Vohburch, E. comite Hallensi, G. filio eius, S. com. de Liubenow, G. com. de Valei, Ch. de Megeling, H. de Schowenburch; de ministerialibus u. s. w.[2]; oder 1179 in Urk. des Bischofs von Passau: testes sunt ex principibus: P. marchio et cognatus suus comes U., frater meus comes de Suevia, E. de Blanchelberch, Ch. et Ch. frater suus de Amzinesbach; ex ministerialibus u. s. w.[3] Und doch ist Baiern das Land, wo der Ausdruck Principes vorzugsweise in ausgedehnter Bedeutung gebraucht wird; unter den Anführungen: aderant subscripti principes oder testes sunt hi principes werden zuweilen nur einzelne Grafen, dann ganze Reihen von Edeln zusammengefasst[4]; noch im J. 1198 heisst es in einer Chiemseeer Tradition: ubi principes aderant videlicet comes D. de Wazzerburc, et comes H. de Mittersele, S. comes de Niunburch, H. lantgravius de Rittenburch, comes Ch. de Mosburch, A. de Chambe, Ch. de Rote et plures civium Hallensium.[5]

Auch die Reichskanzlei bietet die bestimmtesten Belege. Fürsten und Ministerialen werden oft geschieden; so 1152 consilio principum et ministerialium[6]; besonders scharf, wenn K. Konrad 1150 sagt, nach frühern kaiserlichen Privilegien ergebe sich, ut nullus dux, nullus comes, nulla alia saecularis potestas zu Korvei Gerichtsbarkeit üben dürfe, und hinzusetzt, et si principibus contra Privilegium imperiale

  1. Fantuzzi 6, 275.
  2. M. B. 7, 108.
  3. M. B. 28b, 122.
  4. Um 1160: M. B. 3, 57. Oefele 2, 48.
  5. M. B. 2. 357.
  6. C. Wibald. 615.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_089.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)