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iuro in anima ipsius imperatoris u. s. w.[1] Am Schlusse einer Urkunde des Grafen von Namur von 1184 heisst es: Subscriptio comitis Flandriae et Viromandiae et principis imperii. Subscr. hominum meorum: – Subscr. nobilium virorum imperii scil, sepedicti comitis Haynoensis hominum: –.[2] Im J. 1192 sagt der neuerhobene Markgraf von Namur: cum imperator – me marchionem et principem imperii fecisset, und 1209 der Herzog von Brabant: Ego Henricus dux Lotharingie, princeps Romani imperii.[3] Dass in dieser Weise ein Grosser sich selbst einen Reichsfürsten nennt, ist auch in späterer Zeit durchaus ungewöhnlich; es ist auffallend, wenn der Bischof von Kammerich sich 1282 in einem Schreiben an den König als princeps vester bezeichnet.[4] Die Reichskanzlei behielt durchweg den Ausdruck princeps noster dilectus bei; erst in der Kanzlei K. Friedrichs II. findet sich zuweilen der Ausdruck princeps imperii[5], und in der seines Sohnes K. Heinrich einigemal beide Ausdrücke vereint, doch nur in der Mehrzahl: nostri et imperii principes[6]; später ist denn auch noster et imperii princeps ein sehr gebräuchlicher Ausdruck.[7]


V.

31 Den bisherigen Erörterungen ganz entsprechend wurde nun auch der Ausdruck Principatus angewandt.

Er bezieht sich in der Regel nicht auf die Principes; nur ein unzweifelhaftes Beispiel wüsste ich dafür anzuführen, wo er die Gesammtheit der anwesenden Reichsfürsten bezeichnet; der Bischof von Münster sagt nämlich 1041, dass der Kaiser etwas geschenkt habe consentiente et collaudante regni sui principatu.[8]

Wo das Wort, wie gewöhnlich, an den Begriff des Princeps anschliesst, bezeichnet es zunächst die Herrschergewalt desselben; die Beziehung auf das beherrschte Land ist durchweg eine spätere, sie konnte wohl nur da Platz greifen, wo der Herrscher nicht bloss vereinzelt und zufällig Princeps genannt wurde, also insbesondere, wo dieses stehender Titel war; in Unteritalien möchte daher Principatus am frühesten für den Fürstensprengel gebraucht worden sein.[9]

Wo wir den Gebrauch des Ausdruckes Princeps in ursprünglicher Bedeutung fanden, da lässt sich auch durchweg ein entsprechender Gebrauch des Ausdruckes Principatus nachweisen. So sagt Kaiser Friedrich I.: primo nostri principatus anno, oder 1160: Cum iustum et honestum sit, quod omnis, qui principatum administrat, principatus officia non negligat, ideo nos u. s. w.[10]; oder es heisst 963 von des

  1. M. G. 4, 153. n. 5.
  2. Reiffenberg 1, 128.
  3. Miraeus 1, 294. 4, 226.
  4. Reiffenberg 1, 380.
  5. z. B. 1225: Huillard 2. 866.
  6. 1227. 32: Huillard 3, 319. 4, 566.
  7. z. B. 1311. 1395: Ughelli 4, 678. 716.
  8. C. d. Westf. 1, 108.
  9. z. B. 1090: Muratori ant. 1, 223.
  10. M. G. 4, 95. Lünig 17b, 111.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_082.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)