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stützt, hat Samuel selbst den Teil bis zu dem Bericht von seinem Tode aufgezeichnet und geordnet, den Rest hätten die Propheten Nathan und Gad verfaßt. Jedenfalls boten die Aufzeichnungen der drei Genannten neben dem Buch des Redlichen II, 1, 18 die Grundbestandteile, die der Redaktor zu einem Ganzen verband. Dieser selbst gehört einer etwas späteren Zeit an. Denn die Bücher Samuels, soweit sie vorliegen sind erst nach dem Tode Salomos abgeschlossen worden, wie aus I, 27, 6) zu ersehen ist. Daraus, daß I, 9, 9 und II, 13, 18 Ausdrucksweisen aus den Zeiten Sauls und Davids erläutert werden, entnimmt man, aber ohne Sicherheit, daß die Bücher sehr geraume Zeit nach Davids Tod abgeschlossen worden sind.

 Aus dem Umstande, daß Augenzeugen berichten, stammt auch die Anschaulichkeit, Lebendigkeit und Genauigkeit der Erzählungen und Schilderungen der Bücher Samuels.

 3. Zum Inhalte haben die Bücher Samuels die Geschichte des Gottesreiches in Israel vom Ende der Richterzeit bis zum Schlusse der Regierung Davids (1140–1015 v. Chr.). Es beginnt die Zeit der Kriege, durch welche Israel eine Großmacht wurde; nicht zufällig erscheint daher 1 Sam. 1, 3 zum erstenmal der Ausdruck: Jahve der Heerscharen. Die Erzählung verfolgt den Zweck, das Königtum in Israel, wie es nach Gottes Willen sein soll, darzustellen. Die (biographische) Ausführlichkeit der Erzählungen von Samuel und David hat ihre Ursache wohl darin, daß beide die Typen des Propheten- und Königtums sind.

 Die Bücher Samuelis haben von der Kritik eingehende Behandlung erfahren; sie meint verschiedene Quellen und die Hände von einander unterschiedener Bearbeiter zu erkennen. Es fänden sich paarweis miteinander verwandte Berichte, von denen je der zweite auf den ersten keinen Bezug nehme. Diese Bemerkung gilt höchstens von der Entstehung des Sprichworts: Ist Saul auch unter den Propheten, welches auf zwei von einander sehr unterschiedene Vorgänge zurückgeführt wird, von denen aber jeder dem Zuschauer diese Frage nahe legte. Bei den andern angeführten verwandten Berichten hat man es jedesmal mit einer andern Sache zu thun; die Wahl Sauls zu Mizpa ist z. B. etwas anderes als seine Salbung; durch letztere erhielt er die innere Qualität, durch erstere seine Stellung im Volk;