Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage)
Hiermit erscheint Dr. Webers Einleitung in die h. Schriften in zehnter Auflage. Auf Wunsch des Herrn Verlegers ist das 1863 zum erstenmal, 1891 zum neuntenmal erschienene Buch von den Unterzeichneten mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Gegenwart einer Neubearbeitung unterzogen worden. Die Einleitung in das Alte Testament hat hiebei in apologetischem Interesse eine ziemliche Erweiterung erfahren; der theologische Standpunkt aber und die Gesamtauffassung ist dieselbe geblieben. Da das Buch von Anfang an, wie durch Bedürfnisse des Unterrichts veranlaßt, so auch zunächst für Unterrichtszwecke berechnet war, und da ihm dieser Charakter auch in der neuesten Auflage gewahrt bleiben sollte, so konnte in derselben nicht auf jede einzelne Aufstellung der Gegner, nicht auf alle von ihnen beigebrachten Beweisgründe eingegangen werden; doch ist das Wichtigste davon herausgehoben und einer genaueren Prüfung unterzogen worden. Es steht zwar zu hoffen, daß auf dem Gebiet der A.T.lichen Kritik die Reaktion gegen die dermalen herrschende Richtung nicht ausbleiben wird, wenn nur erst der Reiz der Neuheit geschwunden und mit der Länge der Zeit die narkotische Substanz in ihren durch und durch tendenziösen Produkten an Wirkungskraft eingebüßt haben wird; jene Richtung trägt ja selber zu dieser Ernüchterung insofern nach Kräften bei, als sie je länger je mehr die ihr Folgenden in ein förmliches Dornengestrüpp menschlicher Sondermeinungen hineinführt, das bei jedem Schritt vorwärts sich nur immer weiter in die Unendlichkeit ausdehnt. Gleichwohl aber erscheint zur Bekämpfung jener fälschlich sogenannten Wissenschaft eine ernstlichere und allgemeinere Anstrengung notwendig, als sie bisher wahrgenommen werden konnte. Möchte hierin bald eine Wendung zum Besseren eintreten und die bisherigen Vorkämpfer für die Echtheit der biblischen Schriften mehr Unterstützung und Nachfolge finden!
In Uebereinstimmung mit der Grundanschauung des verdienten ursprünglichen Herausgebers, der vor allem dies zur Einleitung rechnete, daß man neben dem Verfasser, Anlaß und Zweck des Buches auch seinen Inhalt kennen lerne, sucht das vorliegende Werk auch in seiner neuesten Gestalt neben der Verteidigung der h. Schriften wider die Angriffe der Gegner zugleich tiefer in das Verständnis jener Urkunden| der A.T.lichen Religion einzuführen; es erhalten dadurch zugleich auch die apologetischen Ausführungen eine willkommene Verstärkung, indem es für die biblischen Schriften neben der Lebenserfahrung gewiß keine bessere Apologie gibt, als die immer tiefer eindringende Erkenntnis derselben.Der Neubearbeitung des Werkes liegt wesentlich zu Grunde das Kommentarwerk von Keil-Delitzsch (Leipzig, Dörffling und Franke) 1861–1889 und die Arbeiten der Erlanger theologischen Schule. Herrn Pfarrer Rupprecht fühlt sich der Bearbeiter des A.T.lichen Teils zu Dank verbunden, sowohl für die dargereichte Stärkung wider den Nimbus scheinbarer Wissenschaft als auch für den kräftigen Hinweis seiner Schriften auf die Wichtigkeit, welche gewissen gelegentlichen Aeußerungen des HErrn über das mosaische Gesetz bei der Entscheidung der Frage nach dem Autor desselben zukommt. Weiter hat der kurzgefaßte Kommentar zum A. (u. N.) Testament von Strack und Zöckler (München, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung O. Beck 1894–96) zu mannigfacher Belehrung und Anregung gedient, und die Strack’sche Einleitung ins A. T. (München, Beck 1895) erwies sich als wertvolle Hilfe bei der Ausarbeitung des vorliegenden Buches, was alles mit gebührendem Dank anerkannt wird. Das weite Maß jedoch, in welchem die beiden letztgenannten Werke bei sonstigem Festhalten des gläubigen Standpunktes gleichwohl der modernen Kritik, allerdings nach Vorgang bedeutender Autoritäten, entgegenkommen, konnte nicht als in der Sache begründet erkannt werden. – Es sieht übrigens danach aus, als ob die Konsequenz der geschichtlichen Entwickelung den Gläubigen mehr und mehr die Unvereinbarkeit des Glaubens mit den Resultaten der modernen Kritik, soweit dieselbe die Echtheit und Authentizität der biblischen Bücher bestreitet, zum Bewußtsein bringen sollte; ein Umstand, der im Interesse voller Klärung der Lage mit Freuden zu begrüßen wäre.
Für den neutestamentlichen Teil dieses Buches, dessen Bearbeitung der mitunterzeichnete Inspektor der hiesigen Missionsanstalt, J. Deinzer, übernommen bat, lag die Aufgabe insofern anders, als gegenwärtig das N. T. nicht entfernt in gleichem Maße wie das A. T. der Tummelplatz der negativen Kritik ist. Immerhin war auch er bemüht, am betreffenden Ort das nötige apologetische Material, sei es auch oft nur in Form von kurzen Bemerkungen, beizubringen. Als Hauptaufgabe erkannte er die Neubearbeitung der teilweise besserungsbedürftigen Inhaltsangaben der einzelnen biblischen Bücher des Neuen Testaments. Als exegetisches Hilfsmittel wurde hiezu vor allem das Kommentarwerk v. Hofmanns, daneben auch der kurzgefaßte Strack-Zöckler’sche Kommentar etc. benützt. Der Herausgeber würde sich freuen, wenn es ihm gelungen sein sollte, die Darlegung des| Inhalts und Gedankengangs der neutestamentlichen Schriften ihrem eigentlichen Zweck – eine summarische Exegese des Ganzen zu sein – um einen Schritt näher zu bringen und sie auch bibelforschenden Laien möglichst genießbar zu machen. Im übrigen gilt auch von dem neutestamentlichen Teil der Weber’schen Einleitung, daß der ursprüngliche Standpunkt unverrückt derselbe geblieben ist. Daß die Neubearbeitung in zweier Herausgeber Hände gelegt worden ist, hat seinen Grund lediglich in dem von beiden gefühlten Bedürfnis der Arbeitsteilung und wird der inneren Einheit des Ganzen sicher keinen Abbruch thun. Der HErr aber begleite das Buch, das in Kirche und Schule Ihm und Seiner Wahrheit schon seit langem dienen durfte, auch bei seinem zehnten Gang mit Seinem Segen.Neuendettelsau, den 9. Dezember 1896.
Mit einer gewissen Wehmut läßt der Unterzeichnete die elfte Auflage dieser Einleitung ausgehen. Ist ihm ja doch um diese Zeit vor fünf Jahren sein teurer Bruder, Führer und Vorgesetzter, der Mitherausgeber der Neubearbeitung des Weber’schen Buches von den Häupten genommen worden. Die Knechte gehen, der HErr bleibt. Doch läßt der HErr auch das Gedächtnis seiner Knechte und die Frucht treuer Arbeit bleiben, wir hoffen auch die Arbeit des Heimgegangenen an diesem Buch. Derselbe hat seiner Zeit das Neue Testament bearbeitet. Von seinen Anschauungen ist der Verfasser dieser Auflage nur in Wenigem als etwa in den Fragen nach dem Leserkreis des Hebräerbriefes oder nach dem Verfasser des Jakobusbriefes abgewichen. Im übrigen ist der N.T.liche Teil einer Prüfung an der Hand der mit Recht gerühmten Zahn’schen Einleitung unterzogen worden; doch konnten nicht alle Aufstellungen dieses Werkes angenommen werden, vielmehr fühlte sich der Verfasser des Oefteren auch zum Widerspruch aufgefordert. Das Werk selber jedoch wird auch von ihm als eine höchst dankenswerte Gabe anerkannt.
Im A.T.lichen Teil ist wenig geändert. Korrektur haben beide Teile erfahren. – Möge das Buch auch in der neuesten Gestalt da, wo es im Gebrauch ist, willkommen sein und durch Gottes Gnade zur Förderung des Verständnisses der hl. Schrift und zum Segen gereichen auch in diesem Jahrhundert!
Neuendettelsau, den 16. Januar 1902.
II. Die Briefe des Paulus aus der ersten römischen Gefangenschaft | 366 |
Der Brief an die Epheser | 367 |
Der Brief an die Kolosser | 371 |
Der Brief an Philemon | 374 |
Der Brief an die Philipper | 375 |
III. Die Briefe des Paulus aus der Zeit zwischen der 1. und 2. Gefangenschaft und aus der 2. Gefangenschaft | 378 |
Der Brief an die Hebräer (?) | 382 |
Der erste Brief an Timotheus | 389 |
Der Brief an Titus | 394 |
Der zweite Brief an Timotheus | 396 |
B. Die katholischen Briefe | 400 |
Über den Namen und die kirchliche Überlieferung dieser Briefe | 400 |
1. Der Brief des Jakobus | 402 |
2. Die Briefe des Petrus. Petrus, der Verfasser derselben | 407 |
Erster Brief | 407 |
Zweiter Brief | 411 |
3. Der Brief des Judas | 414 |
4. Die Briefe des Johannes. Johannes, der Apostel, Verfasser derselben | 416 |
Erster Brief | 417 |
Zweiter Brief | 420 |
Dritter Brief | 421 |
Dritte Abteilung: Die Prophetie des Neuen Testaments | 422 |
Die Apokalypse | 422 |