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Übermacht zu zeigen (c. 14). Die Treulosigkeit seines Weibes und ihrer Eltern reizt Simson zu Rachethaten (15, 1–8). Von Judäern gebunden an die Philister ausgeliefert, zerreißt er die Bande und schlägt die Philister mit einem Eselskinnbacken (9–17). Den müden Streiter erquickt der HErr auf wunderbare Weise (18–20). Aber durch seine Erfolge sicher gemacht, mißbraucht Simson seine gottgeschenkte Kraft zum Dienst der Fleischeslust und verliert sie deshalb (16, 1–21). Er gerät in tiefes Elend, erfüllt aber noch mit seinem Tode seinen Beruf und erweist die Macht Gottes über die Feinde seines Volks (22–31).

 III. Zwei Anhänge: Michas Bilderdienst (c. 17 und 18) und Gibeas Schandthat (c. 19–21).

 1. Die Erzählung von der Einrichtung des Bilderkultus oder der Verehrung Jehovas unter einem Gußbilde durch den Ephraimiten Micha (c. 17), welches die aus ihrem Stammgebiet auswandernden Daniten auf ihrem Zug ihm raubten und in die von ihnen eroberte Stadt Lais-Dan verpflanzten (c. 18), zeigt uns, wie schon nicht lange nach Josuas Tode im Volke die Neigung zu abgöttischer Verehrung Jehovas hervortrat, und wie dieser Kultus, welcher längere Zeit im Norden des Landes fortbestand, von Anfang an mit Sünde und Ungerechtigkeit befleckt war.

 2. Die Schandthat, welche die Bewohner Gibeas an dem (dort übernachtenden) Leviten verüben wollten und dann an seinem Kebsweibe in so schrecklicher Weise wirklich verübten (c. 19), und der Rachekrieg des ganzen Volkes Israel gegen den die Frevler in Schutz nehmenden Stamm Benjamin (c. 20), offenbaren zwar einerseits, wie frühzeitig schon die Sittenverderbnis der Kananiter unter den Israeliten da und dort tiefe Wurzeln geschlagen, anderseits aber auch, wie damals noch die Gemeinde Israels im allgemeinen sich hievon frei zu erhalten trachtete und eingedenk ihrer Berufung zum heiligen Volke Gottes das in ihre Mitte eingedrungene Verderben wieder auszurotten bestrebt war. Endlich aber zeigt die Erhaltung des Stammes Benjamin durch Versorgung der Übriggebliebenen mit Weibern (c. 21), wie damals die Stämme sich noch als ein Ganzes fühlten und keines Gliedes beraubt sein mochten.


§ 28.
Das Buch Ruth

enthält die Geschichte der Moabitin Ruth, der Ahnfrau des Königs David; vielleicht steht 1 Sam. 22, 3–4 damit in Beziehung. Es will eine vom rein menschlichen wie heilsgeschichtlichen Standpunkt aus bemerkenswerte Partie aus der Vorgeschichte des Hauses David im Gedächtnis erhalten und zugleich den Ursprung des Hauses David, soweit er in den übrigen Geschichtsbüchern noch nicht vorlag, berichten. Vgl. 4, 18–22. Was den Ursprung des Büchleins betrifft, so ergibt sich aus seinem Inhalt, sowie aus dem Zweck der Erzählung