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achten, wenn sie selbst gute Werke nicht thun können, daß sie bei der Ausführung derselben dienen (6, 1–2). (?) d) Mit den im Brief schon mehrfach gekennzeichneten Vertretern einer müßigen und unfruchtbaren Schriftgelehrsamkeit, die die Religion d. h. das Lehren derselben zu einem Erwerbsmittel erniedrigen, soll er unverworren bleiben (6, 3–5). Hieran schließt sich eine Empfehlung christlicher Genügsamkeit (v. 6–10). Statt nach solch materiellen Dingen soll Timotheus sich strecken nach dem ewigen Leben und als treuer Bekenner die Lehre rein behalten nach dem Vorbild JEsu, der vor Pilatus sein gutes Bekenntnis abgelegt hat: – solches alles im Blick auf die herrliche Offenbarung JEsu Christi (11–16)! Die Reichen soll Timotheus den rechten Gebrauch des irdischen Gutes lehren (17–19).

 Schluß. Noch einmal mahnt Paulus den Timotheus, die anvertraute Lehre zu bewahren, vor der falsch berühmten Gnosis sich zu hüten, und grüßt ihn mit dem apostolischen Gruße (20. 21).


§ 90.
Der Brief an den Titus.

 1. Titus, seiner Abstammung nach ein Grieche, wahrscheinlich in Antiochien vom Apostel Paulus zum Christentum bekehrt, erscheint seit der Reise des Paulus nach Jerusalem vom Jahre 51 (Gal. 2, 3) als beständiger Gefährte des Apostels. Er wurde von demselben auch zu verschiedenen Malen mit Aufträgen betraut, namentlich diente er dem Apostel zur Zeit, als die korinthische Gemeinde der apostolischen Zurechtweisung bedurfte (vgl. 2 Kor. 7, 6. 13. 14; 8, 6. 16. 23; 12, 18). Auch in der römischen Gefangenschaft (?) befand sich Titus in der Umgebung des Apostels. Als der Apostel wieder frei geworden war, begleitete er ihn ins Morgenland. Er blieb auf Kreta zurück, um das Werk zu vollenden, welches der Apostel hier begonnen hatte. Nach der Tradition kam er später, nachdem er zuvor dem Apostel Paulus bis zu seinem Lebensende gedient hatte (2 Tim. 4, 10), wieder nach Kreta und soll als Bischof der dortigen Gemeinden seinen Lauf beschlossen haben.

 2. Den Anlaß zu dem Briefe des Paulus an den Titus bot der Auftrag, mit welchem der Apostel seinen Gehilfen für die Insel Kreta betraut hatte (Tit. 1, 5). Paulus hatte hier das Evangelium vermutlich nicht zuerst gepredigt, aber er scheint den Anfang dazu gemacht zu haben, die einzelnen Christen, die er auf der Insel vorfand, zu Gemeinden zu sammeln und ihnen Älteste zu setzen. Er