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Briefes recht dazu angethan, die Wahrheit zum Ausdruck zu bringen, daß der Grundton des Christenlebens die Freude ist, die Freude, die auch im Leide, ja angesichts des Todes sich behauptet. Das Persönliche tritt in diesem Briefe stark in den Vordergrund: das gibt ihm seinen eigenartigen Reiz. Das Verhältnis des Apostels zu der philippischen Gemeinde und dieser zu ihm erscheint wie das Ideal gottwohlgefälligen Verhältnisses zwischen Hirt und Herde. Tritt auch der Veranlassung und dem Zweck des ganzen Briefes nach das Lehrhafte zurück, so erhebt er sich doch auch in Abschnitten wie 2, 5–11 (Kenose) und 3, 7 ff. (Lehre von der Rechtfertigung) zu hervorragender dogmatischer Bedeutung.

 3. Der Inhalt des Briefes ist folgender:

 Nachdem der Apostel die Philipper seines Dankes gegen Gott von wegen ihrer Teilnahme am Ev. und seiner Fürbitte um ihr Wachstum in Erkenntnis und Leben versichert hat (1, 3–11), sucht er sie freudig zu stimmen durch das, was er von sich selbst berichten kann. Seine dermalige Lage nämlich – nicht bloß sein Aufenthalt in Rom überhaupt, sondern seine Gefangenschaft – diene zur Förderung des Evangeliums, durch Herausstellung des wahren Wesens seiner apostolischen Thätigkeit und durch die aus dem bisherigen günstigen Verlauf seines Prozesses – denn derselbe war nun eröffnet – gewonnene Ermutigung der übrigen Verkündiger des Evangeliums, und das freue ihn, ohne daß die unlautere Gesinnung solcher, die mit ihrer Verkündigung des Evangeliums ihm auch Konkurrenz machen wollen, ihn darin stören könne (12–18). Sodann habe er hinsichtlich des Ausgangs seines Prozesses die Zuversicht, daß er, ob er wohl für seine Person am liebsten abscheiden möchte, doch zum Wohl der Gemeinden noch länger werde leben und arbeiten dürfen (19–26). Das letztere sagt er, um ihnen Freude zu machen. Hiewiederum sollen nun auch sie ihm Freude machen, indem sie unter sich selber einmütig sind (27), nach außen aber fort und fort sich tapfer halten als Kämpfer Christi (28–30). Sonderlich zur Eintracht und selbstverleugnenden Liebe ermahnt er sie nochmals dringlich mit Hinweis auf das große Vorbild JEsu, der auch die ihm zukommende Stellung eines „κύριος“ d. h. die göttliche Hoheit eines HErrn aller Welt nicht gebieterisch für sich in Anspruch nahm, sondern sich willig entäußerte und in menschlicher Niedrigkeit den Todesgehorsam am Kreuze leistete, um die göttliche Herrlichkeit als Lohn seiner Demut vom Vater wieder zu empfangen (2, 1–11). In zusammenfassender Weise ermahnt der Apostel dann die Gemeinde zu christlichem Lebensernst, unverdrossener Pflichterfüllung und lauterem Christenwandel. Wenn sie so sich hält, so bleibt seine Freude ungetrübt, auch wenn er in ihrem Dienst geopfert wird (12–18).

 Zunächst aber hofft er ihr Freude bereiten zu können durch die Sendung