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stiften, als die ihr Eigenes suchen (17–20), bestellt die Grüße seiner Gehilfen und der nächsten Freunde in Korinth und seinen eigenen (21–24), und schließt, wie er begonnen, mit einem Preise seines Amtes als Apostel der Völker (26–27).


II. Die Briefe des Paulus aus der ersten römischen Gefangenschaft.

§ 82.

 Es sind fünf Briefe, in welchen sich Paulus ausdrücklich einen Gefangenen nennt: – der an die Kolosser (4, 3), Epheser (3, 1; 4, 1; 6, 20), an Philemon (v. 13), die Philipper (1, 13), und der zweite an den Timotheus (1, 8. 16; 2, 9). Diese Briefe sind also jedenfalls in einer Gefangenschaft geschrieben. Da nun aber der Apostel Paulus dreimal gefangen war – wie später sich erweisen wird – nämlich in Cäsarea (58–60), in Rom ein erstes Mal (61–63) und dann ein zweites Mal (im Jahre 66), so fragt es sich, aus welcher Gefangenschaft Paulus jene Briefe geschrieben habe.

 Sehen wir vom zweiten Brief an Timotheus, welcher unter anderen Verhältnissen geschrieben ist, als die ersten vier Briefe, zunächst noch gänzlich ab, so ist vorerst der Philipperbrief unzweifelhaft der ersten römischen Gefangenschaft zuzuweisen. Denn es wird hier das Lager der Prätorianer genannt, in welchem das Evangelium bekannt geworden (vgl. Phil. 1, 13 mit Akt. 28, 16 ff.); es werden Grüße von den Angehörigen des kaiserlichen Palastes bestellt (Phil. 4, 22), und dieses, sowie manches andere (vgl. 1, 12 ff., 19 ff.; 2, 17 ff.); weist uns bestimmt nach Rom. Da nun aber der Apostel bereits eine reiche Wirksamkeit zu rühmen (1, 12 ff.), aber auch mancherlei traurige Erfahrungen zu berichten hat (1, 15 ff.) und endlich die bestimmte Hoffnung ausspricht, bald frei zu werden und nach Philippi zu kommen (1, 25 ff., 2, 24), so schließt man daraus sicherlich mit Recht, daß dieser Brief am Ende der ersten römischen Gefangenschaft, wohl im Frühjahr 63 geschrieben worden sei. Die gerichtliche Verhandlung der Sache des Apostels war bereits eröffnet. Der Verlauf war bisher ein günstiger gewesen (1, 12); die Entscheidung stand aber noch bevor (c. 2, 23).

 Solche bestimmte Anhaltspunkte bieten nun die drei anderen Briefe nicht; man hat sie deshalb häufig der Gefangenschaft zu Cäsarea zugewiesen. Aber gewiß mit Unrecht. Der Brief an Philemon