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mit der Menschwerdung und Auferstehung JEsu gegebene Neue an demselben und die Erstreckung seines apostolischen Berufs über die gesamte Völkerwelt, auch diese, nicht von ihm gesammelte Gemeinde, hervor. Darauf spricht er c. 8–15 seine dankbare Freude über den Glaubensstand der römischen Gemeinde, zugleich aber auch seinen Wunsch aus, zu ihnen zu kommen, um eine ihnen förderliche, ihm erquickliche Gemeinschaft mit ihnen zu pflegen, aber auch eine Frucht seiner Missionsthätigkeit in Rom zu erzielen gemäß seinem Beruf, der ihn verpflichtet, allen das Evangelium zu bringen. Denn sein Evangelium ist, weil Darbietung der Gerechtigkeit aus Glauben, für alle bestimmt, das Mittel ihrer Seligkeit zu werden, sofern sie anders die dargebotene Gerechtigkeit im Glauben hinnehmen. – Der letztere Satz (v. 16–17) bildet das Thema des Briefes; seiner Ausführung und Begründung dient alles folgende.

 I. Von dem Glauben an JEsum Christum als dem einzigen und vollkommenen Heilsweg der Menschheit c. 1, 18–8, 39.

 1. Die Gerechtigkeit aus Glauben ist für Heiden und Juden der einzig mögliche Weg zur Seligkeit c. 1, 18–3, 31.

 a) Denn die Heidenwelt ist durch Abfall von der in der Schöpfung dargereichten Erkenntnis Gottes in Abgötterei und im Zusammenhang damit in schändliche, ja widernatürliche Gelüste und in eine verworfene Sinnesart versunken (1, 18–32), und das Vermögen sittlichen Urteils (2, 1), das ihr noch geblieben, dient ihr nur zur Verurteilung, weil es mit dem Thun in Widerspruch steht, Gottes unparteiische Gerechtigkeit aber nur nach dem sittlichen Verhalten des Menschen entscheidet, gleichviel ob er Heide oder Jude ist (2, 1–16). b) Aber auch dem Juden gilt dies. Weder sein Besitz des Gesetzes, noch die Beschneidung wird ihm etwas helfen, wenn sein Verhalten damit in Widerspruch steht (2, 17–29). Der Vorzug Israels als Träger der Offenbarung, der auch durch seine Untreue nicht verwirkt wird, bleibt dabei dennoch bestehen (3, 1–8). (v. 4–8 ist eine durch das Vorhergehende veranlaßte Episode, um Mißdeutung paulinischer Worte, wie sie hier v. 4 vgl. 5, 20 begegnet, abzuwehren.) Aber einen Schutz gegen das Gericht hat es damit nicht, sondern c) Heiden und Juden sind gleicherweise unter der Schuld. Hievon die Menschheit zu überführen, dazu ist Israel das Gesetz gegeben, welches nicht zur Gerechtigkeit verhilft, sondern nur Erkenntnis der Sünde wirkt. Das Ende aller natürlich-menschlichen Entwickelung ist also vollendete Heillosigkeit (3, 9–20).

 Nun aber hat Gott auf neuem Weg eine Gerechtigkeit beschafft, eine Gerechtigkeit, die Gottes, nicht unser ist, die nämlich hergestellt ist durch die Gottesthat der in Christo geschehenen Erlösung, welche von uns lediglich im Glauben hinzunehmen ist (3, 21–26). Der Glaube für Juden und Heiden ist aber einer, darum ist auch für beide die Gerechtigkeit dieselbe, nämlich Glaubensgerechtigkeit (27–31).

 2. Dieser neu geoffenbarte Heilsweg entspricht aber auch dem Anfang der Heilsgeschichte, denn auch Abraham ist gerecht geworden