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Die Nachrichten nun, welche Timotheus dem Apostel nach Korinth brachte, und die im ganzen erfreulicher Art waren (3, 6 ff.), wurden die Veranlassung, daß Paulus etwa im Jahre 53 von Korinth aus sein erstes Sendschreiben an die Thessalonicher richtete. Die junge Gemeinde befand sich, wie dem Brief zu entnehmen ist, in schwerer Anfechtung durch ihre heidnischen Mitbürger (2, 14; 3, 3; 5, 15); während andrerseits der Charakter des Apostels und seiner Mitarbeiter ihnen scheint verdächtigt worden zu sein (c. 2, 1–12); gleichzeitig scheinen aber auch die Laster der üppigen Handelsstadt: Unzucht und Unredlichkeit im Handel und Wandel für sie eine gefahrdrohende Versuchung gewesen zu sein (4, 1–8), endlich hatte sich – wohl zufolge der Anfechtungen – die Neigung eingestellt, sich in krankhafter, schwärmerischer Weise den Aufgaben der Gegenwart zu entziehen (4, 11 ff.) und der Hoffnung auf die herrliche Wiederkunft Christi sich hinzugeben (4, 13 ff.; 5, 1 ff.). Demgemäß ist die Absicht des Briefes: 1. Die Stärkung der Angefochtenen c. 1–3; 2. die Mahnung zur Bewahrung vor dem sie umgebenden Wesen der Welt c. 4, 1–12; 3. die Belehrung über die Wiederkunft des HErrn und das rechte Verhalten in dieser Hinsicht 4, 13 bis 5, 24; Schluß 5, 25–28.

 Der Brief ist eine lebendige Fortsetzung des persönlichen Verhältnisses des Apostels zu der jungen, von ihm eben erst aus den Heiden gesammelten Gemeinde, der er über die Gefahren des Anfängertums im Christentum durch Trost, Warnung und Lehre hinüberzuhelfen sucht. Hierin liegt der Wert des Briefs, weniger in seinem Lehrgehalt, den er dennoch nicht völlig vermissen läßt, vgl. 4, 13 ff.

 Gruß 1, 1.

 I. Die Stärkung der Angefochtenen, damit sie trotz der Trübsale nicht vom Glauben weichen c. 1–3.

 Diesem Zweck dient 1. die danksagende Hinweisung auf ihren Glaubensstand (1, 2–3), welcher zeigt, daß sie Erkorene Gottes sind (4), an denen das Wort in seiner Kraft sich erwiesen (5), so daß sie durch die Art, wie sie es aufnahmen, ein Vorbild für die übrigen Christen geworden sind (6–10). Gleichem Zweck dient die Erinnerung des Apostels an die Leiden, welche die Verkündigung des Ev. ihm und seinen Gefährten in Philippi und Thessalonich eingetragen (2, 1. 2); Leiden, die sie es sich nicht hätten kosten lassen, wenn sie (wie sie vielleicht verdächtigt wurden) in unlauterer, selbstsüchtiger Absicht gekommen