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der Söhne Zebedäi gar nicht nennt, so haben wir in einem der beiden Brüder den Verfasser zu sehen. Da Jakobus schon a. 44 gestorben ist, bleibt als Verfasser nur Johannes.

 3. Der Zweck des Evangeliums ist nach Johannes’ eigener Angabe, „daß die Leser glauben sollen, JEsus sei der Christ, der Sohn Gottes, und daß sie durch den Glauben das Leben haben in seinem Namen (c. 20, 31). Er will indes nicht zum Glauben erst erwecken, – die Leser, welche er zweimal anredet (c. 19, 35; 20, 31) sind Christen – sondern im Glauben befestigen. Während Matthäus JEsum erweist als den Christ, den die Propheten verkündigt haben, Markus als den großen Propheten in Wort und That, Lukas als den Heiland aller Welt, so führt uns Johannes zur Anschauung des ewigen Wortes, welches Fleisch geworden ist, damit wir des göttlichen Lebens teilhaftig werden, welches in ihm geoffenbart ist. Mit Matth. berührt sich Johannes durch den Nachweis, daß Jesus die Wahrheit der A.T.lichen Vorbilder ist (1, 29; 2, 19; 3, 24 u. s. w.). Das Evangelium des Johannes heißt von alters her das geistige, weil es uns wie kein anderes in das Innere JEsu blicken läßt und das göttliche Wesen seiner Person enthüllt. Deshalb stellt er uns JEsum meist in seinen Worten vor die Seele, und die Wunder bilden trotz ihres Jesu Gottheit bezeugenden Charakters in der Regel nur die Grundlage für die Reden, die oft durch längere Abschnitte hindurch einen einheitlichen Zusammenhang bewahren. Aber es ist nichtsdestoweniger der Gottmensch, wie er leibte und lebte, den wir schauen, und wir sehen ihn im geschichtlichen Kampfe mit der Finsternis seine göttliche Herrlichkeit stufenmäßig entfalten, so daß wir es in dem johanneischen Evangelium nicht mit einem selbsterdachten idealen, sondern mit dem geschichtlichen Christus zu thun haben, dessen Reden und Thaten aber alle seine ewige Gottheit zur Voraussetzung haben (Vgl. 1, 1–14).

 4. In der Wahl des Stoffes setzt das Evangelium die anderen Evangelien voraus (so erklärt sich c. 3, 24 nur durch Beziehung auf Mark. 1, 14 und Matth. 4, 12; oder c. 11, 2 sieht zurück auf Mark. 14, 3–9 und Matth. 26, 6–13. – Joh. 20, 2: „wir“ wissen nicht, ist Mark. 16, 1–5 vorausgesetzt) und vervollständigt das in ihnen gegebene Lebensbild des HErrn; während diese nämlich