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Sein prophetisches Amt erscheint auf dem Höhepunkt, er reinigt den Tempel und lehrt Tag für Tag in demselben (45–48). Die Verhandlungen im Tempel mit seinen Gegnern (c. 20) sind ganz wie bei Markus erzählt, nur das Wunder mit dem Feigenbaum und die Frage nach dem größten Gebot fehlt (vielleicht weil Lukas Seitenstücke zu beiden Abschnitten in 10, 25 ff. und 13, 6 ff. geboten hat?).

 c. 21 enthält – nachdem v. 1–4 anerkennend des Witwenscherfleins gedacht ist – die Vorhersagung JEsu von der Zerstörung Jerusalems, die in eine umfängliche Weissagung über das Ende des gegenwärtigen Weltlaufs ausgeht. Mit dieser Weissagung schließt die Geschichte der Lehrwirksamkeit JEsu.

 V. Das Leiden und Sterben JEsu und sein Hingang zu Gott c. 22–24.

 1. Zuerst lesen wir 22, 1–38 wie sein Tod vorbereitet wird. Das Anerbieten des Verräters, die letztmalige Feier des Passahmahles, die Einsetzung des hl. Abendmahls, die Entlarvung des Verräters, die Vorhersagung der Verleugnung Petri – ist ganz im Einklang mit dem synoptischen Bericht erzählt. Neu sind einige von Lukas mitgeteilte Gespräche JEsu während des Passahs: die Beschwichtigung des Rangstreits der Jünger (24–30) und der Hinweis auf den schweren Ernst der für sie kommenden Zeit, in welcher sie sich allein durch die feindliche Welt werde schlagen müssen (35–38).

 2. Nun geht es ins Leiden und Sterben 22, 39–23, 54. Die Leidensgeschichte bei Lukas ist gegenüber der synoptischen um mehrere Züge bereichert. Die Zwischenszene bei Herodes (23, 6–12), das Wort JEsu an die weinenden Frauen von dem nächstkünftigen Untergang Jerusalems (27–31), seine Fürbitte für seine Feinde, das Trostwort an den Schächer, sein Gebetswort beim Sterben hat uns Lukas allein aufbewahrt.

 3. Es folgt die Geschichte der Auferstehung und Auffahrt JEsu 23, 55–c. 24. Die Frauen, welche mit der Osterbotschaft der Engel vom leeren Grab JEsu zurückkommen, finden bei den Jüngern keinen Glauben. Deshalb bezeugt nun JEsus selbst den beiden Emmauswanderern seine Auferstehung, indem er aus der Schrift nachweist, daß der Heiland Israels durch den Tod zur Herrlichkeit habe gehen müssen. (Diese liebliche Erzählung ist dem Lukas eigentümlich.) Er erscheint dann inmitten der versammelten Jüngerschaft und überführt sie auf sinnlich wahrnehmbare Weise von seiner Auferstehung.

 Mit der Erzählung von den letzten Aufträgen des Auferstandenen an seine Jünger und dem kurzen Bericht von seiner Auffahrt schließt Lukas die 1. Hälfte seines Werks. Eben hier wird die Apostelgeschichte wieder einsetzen.


§ 74.
Das Evangelium nach Johannes.

 1. Johannes war der Sohn des Zebedäus, eines wie es scheint, wohlhabenderen Fischers (Mark. 1, 20; Luk. 5, 10) am galiläischen See, und der Salome, der Schwester der Mutter JEsu