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wollen, sein Grab leer und hören aus Engelmund, daß Er auferstanden sei und seine Jünger in Galiläa wiedersehen werde 16, 1–8. (Mit diesem v. 8, der unmöglich den Schluß des Evangeliums gebildet haben konnte, bricht in vielen codices und insbesondere gerade in den beiden ältesten griechischen, das 16. c. ab. Aus diesem Grunde hat man Bedenken gegen die Echtheit des Abschnitts v. 9–20, resp. seine Abfassung durch Markus erhoben. Man fand ferner den Charakter der Erzählung in v. 9–13 zu kompilatorisch und den Schluß (19b und 20) über den Rahmen der evangelischen Geschichtserzählung hinausfallend. Doch kennt den Abschnitt bereits Irenäus, ja vielleicht sogar Justin. Von einem beschränkten Kreis aus scheint er allmählich in alle Handschriften übergegangen zu sein. Jedenfalls ist sein Inhalt, wenigstens in v. 14–18 so eigenartig und bedeutend, daß wir überzeugt sein dürfen, in demselben ein Stück apostolischer Tradition vor uns zu haben, vielleicht aus dem Munde des HErrenjüngers Aristion, des Lehrers von Papias.)


§ 73.
Das Evangelium nach Lukas.

 1. Lukas, oder mit seinem vollen Namen Lukanus, stammt nach Eusebius aus Antiochien in Syrien. Nach Kol. 4, 14 zu schließen, war er von Geburt ein Grieche. Sein Beruf war der des Arztes, was in seinem Evangelium auch hervortritt vgl. c. 22, 44; 13, 11; 8, 27; 8, 43 u. s. w.; einer Sage zufolge, welche Nicephorus aufbewahrt hat, wäre er auch Maler gewesen. Sein Beruf als Arzt, sein stellenweise der klassischen Sprache sich näherndes Griechisch (Ev. c. 1, v. 1–4; c. 23, 41; Ap.-Geschichte 17, 21) weist auf einen Mann von höherer Bildung hin. Aus dieser fließt es wohl (und vielleicht auch aus seiner näheren Berührung mit der Kulturwelt des röm. Reiches), daß er das Bestreben zeigt, die Heilsgeschichte mit der des röm. Reiches zu verknüpfen, sowohl im Evangelium, c. 2, 1; 3, 1, als auch in der Ap.-Geschichte c. 11, 28; 18, 2. – Über seine Bekehrung wissen wir nichts Gewisses: sie mag aber schon vor der Ankunft St. Pauli in Antiochien (c. 11, 25) erfolgt sein; denn nach einer zweiten Rezension der Apostelgeschichte (siehe unten) fanden ihn die c. 11, 27 etc. erzählten Ereignisse bereits unter den Gliedern der Gemeinde. Er scheint aber dem Apostel bald näher getreten zu sein. Wenigstens finden wir Lukas im Gefolge des Paulus, dem er sich bei dessen zweiter Missionsreise zu Troas anschloß (Akt. 16, 10), sowohl auf dessen Reisen (Akt. 16, 10–17; 20, 5–21, 18), als auch bei der doppelten Gefangenschaft